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Test: Swipe 1.74

Name : Swipe Version : 1.74
Vertriebsform : e-Mail-Ware Genre : CLI-Tool
Fundort : Aminet (util/sys/Swipe1.74.lha) Autor : Kai Haseloh

An manchen Dingen merkt man dem AmigaOS sein doch inzwischen beträchtliches Alter an. Insbesondere die CLI-Befehle bieten nicht immer den Komfort, den man sich als Anwender wünschen würde. Darunter leiden besonders diejenigen, die viel mit ihrem System arbeiten und z.B. des öfteren neue Software, etwa aus dem Aminet, installieren und später wieder entfernen. Das wird jedesmal leicht zu einer größeren Sache, da der "delete"-Befehl des Betriebssystens alles andere als luxuriös ist. Insbesondere das Löschen von Verzeichnissen, auf die ein Assign besteht, oder von Dateien, die löschgeschützt sind, erfordert sehr viel Handarbeit und kostet wichtige und knappe Zeit. Hier setzt "Swipe" an, ein kleines Freeware-(bzw. e-Mail-Ware-)Utility von Kai Haseloh (Mitglied der weithin unbekannte Formation Laserdance Productions), das unlängst im Aminet erschienen ist.

"Swipe" stellt, wie es sich für ein CLI-Tool gehört, nur geringe Anforderungen an das System. Es ist ab Kickstart 2.0 lauffähig, der Programmierer empfiehlt jedoch eine OS-Version ab 37.175. Das Programm selbst ist gerade mal 12 KByte groß und kann daher bedenkenlos ins "C"-Verzeichnis kopiert werden. Verwendet wird es, wie sein betriebssystemzugehöriges Pendant, einfach über den Aufruf vom CLI-Prompt aus. Dabei verhält es sich zunächst einmal wie sein limitierter Verwandter. Dateien löscht man einfach per "swipe filename", auch der Einsatz von AmigaOS-Pattern (z.B. "#?.info") ist kein Problem. Interessant wird es nun, wenn man als zu löschendes Objekt nur den Namen eines Verzeichnisses, Devices oder Assigns angibt. In diesem Fall wird der gesamte Inhalt dieses Verzeichnisses, Devices oder Assigns mitsamt etwaigen Unterverzeichnissen gelöscht und, sofern es sich um ein Verzeichnis oder einen Assign handelt, auch dieses, bzw. dieser entfernt. Überhaupt nimmt einem "Swipe" bei Assigns viel Arbeit ab. Liegt auf einem zu löschen (Unter-)Verzeichnis ein Assign, so wird dieser zunächst entfernt und erst dann findet die - nun wieder mögliche - Löschung des (Unter-)Verzeichnisses statt. Wer diesen Effekt unterdrücken möchte, kann dies über das Flag "SAFE" erreichen. In diesem Fall funktioniert "Swipe" ähnlich wie die übliche AmigaOS-"Delete"-Routine: die Dateien im (Unter-)Verzeichnis werden gelöscht, der Assign und das (Unter-)Verzeichnis selbst bleiben jedoch bestehen. Wem auch diese Option nicht weit genug geht, kann hingegen das Flag "FORCE" setzen. Damit ignoriert "Swipe" den Löschschutz durch die Dateiflags, so dass man sich das in dieser Situation sonst erforderliche "protect filename +d" ersparen kann.

Aber damit nicht genug. Anwender, die solchen Eliminierungsorgien eher skeptisch gegenüberstehen und um den Inhalt ihrer Datenträger fürchten, können das Flag "INTERACTIVE" setzen. Sofern die "Reqtools"-Library vorhanden ist, muß der Anwender nun jedes Löschen eines Verzeichnisses und jede Entfernung eines Assigns mittels eines komfortablen Requesters gesondert bestätigen. Damit bietet sich "Swipe" im übrigen als der ideale Ersatz für die Löschfunktion der üblichen Directory-Tools (z.B. von "DirectoryOpus") an. Zu diesem Zweck hat der Programmierer auch ein gesondertes Archiv im Aminet veröffentlicht, mit dem die Einbindung von "Swipe" als Button in ein Directory-Tool demonstriert wird. Doch auch für die Anwender, die sich mit der AmigaShell begnügen, ist das Füllhorn der zur Verfügung stehenden Optionen noch nicht geleert. Wer oft und gerne Aminet-Archive auspackt und ausprobiert, wird dies aus Gründen der Geschwindigkeit und des Schutzes der Festplatte regelmäßig mit Hilfe der flüchtigen RAM-Disk erledigen. Doch manche Archive werden nicht in gesonderte Unterverzeichnisse gepackt, so dass schon bald lästige Dateien das Root-Verzeichnis der RAM-Disk füllen. Auch hier bietet "Swipe" eine elegante Lösung an. Mit Hilfe des Flags "SWIPERAM" wird der gesamte Inhalt der RAM-Disk mit Ausnahme der Systemverzeichnisse "ENV", "T" und "Clipboards" sowie der Icon-Datei "Disk.info", auf einen Schlag gelöscht.

Lediglich ein Fehler stört das Bild. "Swipe" beherrscht die Rekursion nicht korrekt. Das Löschen eines Verzeichnisses oder des Verzeichnisinhalts mit allgemeinem Pattern (also z.B. "swipe ram:t/#?") führt immer zur rekursiven Abarbeitung etwaiger Unterverzeichnisse, inklusive deren Löschung. Dies geschieht unabhängig davon, ob das eigentlich zu diesem Behufe bestehende Flag "ALL" gesetzt ist oder nicht. Dafür war es auch mit diesem Flag nicht möglich, "Swipe" zum rekursiven Durchforsten von Unterverzeichnissen zu bewegen, wenn das Suchpattern eingeschränkt wurde (also etwa "swipe ram:t/#?.info"). Hier wurde im Test der Löschvorgang von "Swipe" immer auf das angegebene Verzeichnis beschränkt. Dieses unerklärliche Verhalten, das auch nicht mit den Ausführungen in der Anleitung in Einklang steht, schränkt die Funktionalität des Programmes unnötiger- und ärgerlicherweise ein. Ansonsten wäre auf der Negativseite nur noch das Fehlen eines "Version"-Strings im Programmcode zu verbuchen, das zur Versionenkontrolle einen Programmaufruf (mit dabei erfolgender Ausgabe der Versionsnummer) nötig macht.

Sehr gut und vor allem auch übersichtlich gelungen ist nun wiederum die (englischsprachige) Anleitung im AmigaGuide-Format. Alle Funktionen werden klar und verständlich beschrieben, kleine Beispiele führen in die Verwendung des Programmes ein. Sogar auf mögliche Gefahrenquellen und Schwachstellen von "Swipe" weist der Programmierer ausdrücklich hin. Alles in allem ist "Swipe" damit ein Muß für jeden, der ernsthaft mit seinem Amiga arbeitet. Dank seiner überreichen Funktionalität, die dennoch nicht dazu führt, dass das Programm überladen wirkt, erweitert es die Möglichkeiten, die alltägliche Arbeit mit der Shell etwas komfortabler und effektiver zu gestalten. Falls nun auch noch die Probleme mit der Rekursion behoben werden sollten, wird sich "Swipe" das Prädikat "genial" ehrlich erworben haben. Es bleibt zu hoffen, dass das "Delete"-Kommando der nächsten AmigaOS-Version einen auch nur halbwegs vergleichbaren Komfort bieten wird.

(c) 1998 by Andreas Neumann

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