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Ferner Kongo

Theo war nur ein kleiner Angestellter in einer großen Bank. Er war sich seiner Unwichtigkeit voll bewusst, und deshalb genoss er jeden Augenblick der Aufmerksamkeit, der ihm geschenkt wurde.
"Wir machen eine kleine Umfrage zu den Ereignissen in Afrika", erklärte der Mann mit dem Klemmbrett in der Hand. "Hätten Sie einen Moment Zeit dafür?" "Sicher", antwortete Theo freundlich. Eigentlich musste er schnell zur Bank - aber er würde es schon noch rechtzeitig schaffen.
"Bei den neuerlichen Kämpfen im Kongo", begann der sympathisch wirkende Mann, "sind jetzt die letzten Exemplare der Berggorillas ausgerottet worden. Erste Frage: Für wie schlimm würden Sie dieses Ereignis auf einer Skala von Eins bis Zehn bewerten?"
Einen kurzen Moment überlegte Theo, dann antwortete er: "Sechs bis sieben, denke ich."
"Und jetzt", sagte sein Interviewer, "stellen Sie sich vor, so etwas würde mit der Menschheit geschehen. Wie würden Sie das nach der gleichen Skala bewerten?" "Zehn, natürlich", erwiderte Theo spontan. Der andere Mann zeichnete ein kleines, dunkles Kreuz auf seinen Fragebogen. Langsam nahm das Papier die schwarze Tinte auf, verfärbte sich, während ein Moment der Stille in die Köpfe der beiden Männer sickerte. Wie ein dunkler Schatten breitete die Stille sich aus, schrie, aus Angst, sie könnte Wahrheit werden.
"Und nun", begann der fremde Mann wieder, "noch einmal die erste Frage."

Vidar / Heiner de Wendt
E-Mail: hdw@a2.amclust.de

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