Es ist meistens ein schlechtes Zeichen, wenn ein Filmverleih einen Kinofilm in Verbindung mit dem Namen des Hauptdarstellers nennt - in der Regel liegt in einem solchen Fall die Vermutung nahe, dass hier mangelnde inhaltliche Attraktivität durch einen vermeintlich zugkräftigen Star kompensiert werden soll. Noch verdächtiger wird ein solcher Streifen, wenn er, obwohl mit US-Ensemble abgedreht, in den Staaten gar nicht erst in die Kinos kommt. Beides trifft auf den Film von Regiedebütant Pat Proft zu, der in den deutschen Kinos gemeinhin als "Leslie Nielsen ist sehr verdächtig" ausgewiesen wurde. Das ganze wirkt insofern schon von vornherein sehr verdächtig.
Ryan Harrison (Leslie Nielsen) ist eine Art Über-Nigel-Kennedy, ein wahrer Geigengott und Superstar. Seine Konzerte sind gesellschaftliche Großereignisse, der Künstler ein Idol, dem die weiblichen Fans begeistert zu Füßen liegen. Eine solche Verehrerin scheint auch Laren Goodhue (Kelly LeBrock) zu sein, die es jedoch, da verheiratet, beim moralisch korrekten Harrison schwer hat, die erste Geige zu spielen, geschweige denn die Flöte zu blasen. Als ihr zwielichtiger Ehemann Hibbing Goodhue (Michael York) ermordert wird, wird auch Harrison vom Täter überwältigt und niedergestreckt. Am nächsten Morgen erwacht er als potentieller Mörder quasi in den Armen der Polizei. Keiner glaubt ihm, als er von dem wahren einarmigen, einbeinigen und einäugigen Täter (Aaron Pearl) erzählt - und so wird sein nächstes Konzert auf unbestimmte Zeit verschoben und Harrison zum dreifachen Tode (auf dem elektrischen Stuhl sowie durch den Strang und die Spritze) verurteilt. Aber Fortuna ist nun doch noch mit ihm - der Gefangenentransporter rutscht auf einer Banenenschale aus und verunglückt. Harrison gelingt die Flucht, aber schon bald sieht er sich der Verfolgung durch eine ganze Armada von Polizisten unter der Führung des knallharten Fergus Falls (Richard Crenna) ausgesetzt. Zum Glück ist da noch die verführerische Cess Lake (Melinda McGraw), die scheinbar bereit ist, ihm bei der Suche nach dem wirklichen Mörder (nein, es handelt sich nicht um die Lebensgeschichte von O. J. Simpson) zu helfen. Allerdings scheint auch sie einiges vor Harrison zu verbergen - und dann ist da noch ein geplantes Attentat auf den UN-Generalsekretär, so dass der Held alle Hände voll zu tun hat, die Geschichte einem glücklichen Ende zuzuführen.
Selten wurde für eine offensichtlich auf simplen Slapstick ausgelegte Brachialhumorkomödie derart hochkarätig besetzt. Leslie Nielsen ist seit der "Nackte Kanone"-Trilogie der König der Blödeldarsteller. Ähnlich etikettbehaftet ist Kelly LeBrock, die ewige "Frau in Rot". Michael York ("Das Phantom der Oper", "Der Joker", "Austin Powers") hat sich in unzähligen Kino- und Fernsehrollen einen Namen als vielseitiger Schauspieler gemacht. Richard Crenna hat den Colonel Trautman in der "Rambo"-Reihe gespielt. Und Melinda McGraw kann auf Auftritte in praktisch sämtlichen derzeit erfolgreichen TV-Serien ("Seinfeld", "Akte X", "Millennium") verweisen. Zu guter letzt zeichnete mit Pat Proft als Drehbuchautor, Regisseur und (zusammen mit James G. Robinson und, man lese und staune, Bernd Eichinger) Produzent (und - in einem kurzen Cameo-Auftritt - als Nebendarsteller) auch noch ein ausgewiesener Kenner des genialistisch flachen Witzes und des zwerchfellquälenden Pointen-Bombardements für die Konzeptionierung und Umsetzung des Filmes verantwortlich. Doch leider nützte all dies nichts. Proft, der u.a. die Drehbücher für die "Nackte Kanone"-Trilogie, die beiden ersten Teile der "Police Academy" und die beiden "Hot Shots"-Versuche geschrieben hatte, versagt unter seiner Dreifachbelastung in beinahe jeder Hinsicht.
"Gerade mal zwei Monate ist es her, dass uns Leslie Nielsen als Mr. Magoo heimsuchte, und er gibt uns keine Zeit, uns von diesem Schock zu erholen, sondern feuert gnadenlos einen weiteren Schnellschuß hinterher..."
Das Desaster beginnt schon mit dem Drehbuch - flache, uralte Gags mischen sich mit einer an den Haaren herbeigezogenen und langweiligen Geschichte und vorhersehbaren Slapstick-Einlagen. Auch die Auswahl der Schauspieler erweist sich als nicht sonderlich geglückt. Lediglich Genre-Veteran Nielsen kommt mit seiner Rolle als Clown klar - jedoch ist sein Mienenspiel nur eine weitere Selbstkopie aus den "Nackte Kanone"-Zeiten und der dadurch erzeugte Lachreiz dementsprechend genauso inexistent wie schon in seinen letzten Flops ("Dracula - tot, aber glücklich", "Mr. Magoo" und wie sie alle hießen), so dass er seine beste Szene als Stargeiger mit nacktem Oberkörper auf einem Plakat hat. Die anderen Akteure finden sich kaum in ihren humoristisch(gedacht)en Rollen zurecht, lediglich Melinda McGraw gelingt es ab und an, so deplaziert zu wirken, wie es bei einer gelungen Figur in einer Komödie der Fall sein muss. Als geradezu fatal mißlungen präsentiert sich schließlich auch die filmerische Umsetzung des ganzen - platte Gags (wie die Verfolgungsjagd des Zuges) werden viel zu lang ausgewalzt, logische Übergänge fehlen über weite Strecken und den einzelnen Charakteren wird kaum Zeit zur Entwicklung gegeben, was auch in einer simpel gestrickten Komödie wichtig ist, da selbst der Effekt einer ins Gesicht geworfenen Torte durchaus von der Person des Opfers abhängt. Der schlimme Verdacht bestätigt sich also - "Sehr verdächtig" wird in den Neunzigern niemanden mehr vom Hocker reißen können, der "Die nackte Kanone" und "Hot Shots" zu seiner cineastischen Vobildung zählen kann. Das einzige, was dem Film dann doch noch vielleicht wenigstens für manche Kinogänger retten kann, ist der bunte Strauß an (zum Teil durchaus gelungenen) parodistischen Filmzitaten, bzw. -plagiaten, den Proft dem Publikum präsentiert. Neben "Auf der Flucht", dem die Grundstruktur des Filmes nachempfunden ist (beachtenswert wohl auch der Nachname des "Sehr verdächtig"- Protagonisten, der dem Vornamen des "Auf der Flucht"-Hauptdarstellers entspricht), werden u.a. "Braveheart", "Titanic", "Drei Engel für Charlie", "Feld der Träume", "Anaconda", "Das Schweigen der Lämmer", "Fargo", "Titanic" und "Mission: Impossible", sowie - als wohl gelungenste Satire - die Fernsehserie "Baywatch" auf die Schippe genommen. Das macht "Sehr verdächtig" natürlich noch lange nicht zu einem wirklich empfehlenswerten Film. Exzessiver Präventiv-Alkoholkonsum könnte aber alternativ natürlich auch noch helfen.
"Ein typischer Leslie Nielsen-Film. Unendlich viel Quatsch und Klamauk, der nur für eingefleischteste Blödelfans zu ertragen ist. Mit einer Parodie auf diverse bekannte Actionfilme ohne eine nennenswerte Handlung ist das Gesamtergebnis nicht sehr berauschend."