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Test : Bloog

Name : Bloog Genre : Schiebespiel
Vertriebsform : Mailware Hersteller : NC.Gamez
Fundort : Spielekiste 1301 Preis : 5 DM inkl. Disk
Bezugsquelle : Berlin PD; S. Wenzlaff; Bismarckstr. 64; 13585 Berlin

Manche Computerspielideen sind "unkaputtbar". Das gilt auch für das "Sobokan"-Prinzip, bei dem es darum geht, Kisten so zu verschieben, dass sie dort liegen, wo sie nach Meinung des Programmierers hingehören. Seitdem es frei kopierbare Software gibt, haben ganze Heerscharen von Hobbyprogrammierern es schon dem Spieler zur Aufgabe gemacht, mit einer digitalen Gestalt in Kistenlagern, Labyrinthen und ähnlichen Örtlichkeiten nach diesem einfachen Grundsatz aufzuräumen. Doch wohl noch nie war der Held so possierlich wie in "Bloog", einer interessanten "Sobokan"-Variante der eigentlich auf Shareware-Produktionen spezialisierten Programmiertruppe NC.Gamez um den Schweden Marcus Johansson. "Bloog" heisst auch der kleine Bildschirmprotagonist - und so, wie es der Name erahnen läßt, sieht er dann auch aus. Bloog ist nämlich eine tropfenförmige grüne Kreatur mit ziemlich großen Füßen, die stets leicht verdattert dreinschauend unbekümmert durch die Gegend spaziert. Dummerweise hat Bloog aber bei seinem letzten Flug durchs Weltall nicht aufgepaßt und findet sich urplötzlich nach einer unsanften Landung auf dem Dach eines Hochhauses wieder. Die Aufgabe des bloob-freundlichen Spielers besteht nun, wie könnte es auch anders sein, darin, den kleinen Racker wieder sicher zurück auf den Boden (der Tatsachen) zu bringen - und das geht nur, indem man ihn durch die einzelnen Stockwerke des Hochhauses lotst und ihm dort bei der Suche nach einer jeweils vorgegebenen Anzahl von Schlüsseln hilft. Voraussetzung für das ganze Spektakel sind im übrigen Kickstart 3.0 und ein AGA-fähiger Amiga.

"BLOOG, a green creature with big feet, had no other plans than to visit his ol' aunt in the Wipefart Solar System. He entered his craft, put on the autopilot and fell asleep. When he woke up again, he was at the top of an incredibly high tower, and the craft was gone. (Stranger things have probably happened, but only God knows when and where!)"

-- aus der Anleitung zu "Bloog"

Nach dem üblichen - aber erfreulich gut und vor allem auch schön kurz geratenen - Vorspann mit Nennung des Programmtitels und des Herstellernamens befindet man sich im Hauptmenü des Spiels. Auch dieses überzeugt durch gelungenes und dezentes Design, dem man die reichliche Erfahrung der NC.Gamez-Truppe mit Shareware-Veröffentlichungen anmerkt. So werden die sechs zur Verfügung stehenden Menüpunkte in fester Position über der in dunklerer Farbe gezeichneten und immerfort durchschrollenden Highscore-Liste angezeigt. Mit der Tastatur oder mit dem Joystick kann man nun die einzelnen Menüpunkte anwählen und nicht nur natürlich das Spiel beenden und starten, sondern auch eine beliebige Startrunde wählen, die Lautstärke der Musik bestimmen und das während des eigentlichen Spiels zu verwendende Eingabegerät (Joystick oder Tastatur) einstellen. Ist man im Besitz der Vollversion, die man, da es sich ja um Mailware handelt, ohne weiteres erhält (und sich im übrigen auch problemlos von der WWW-Homepage von NC.Gamez herunterladen kann), so lassen sich auch die in der gerne auf Diskette verbreiteten Demoversion deaktivierten mittleren beiden Menüpunkte anwählen. Da nur in der Vollversion die Highscore-Liste abgespeichert wird, ist es natürlich auch nur hier nötig, eine Option anzubieten, die Liste vom Programm aus löschen zu können. Der zweite Punkt hat weniger praktischen Nutzen, ist aber dafür eine nette Dreingabe - man kann sich die oben geschilderte Vorgeschichte des Spiels als Animation im Comicstil anzeigen lassen. Die ist zwar nicht sensationell weltbewegend, aber doch allemal lustig. Derart eingestimmt, kann man dann auch mit der Rettungsaktion für den Bloog in Nöten beginnen.

Die gewählte Anfangsrunde erscheint nun auf dem Schirm. Dabei nimmt das eigentliche Spielfeld etwa vier Fünftel des Bildschirms ein. Darüber befindet sich als einziges weiteres grafisches Element eine Statuszeile, in der neben der Punkt- und Rundenzahl, der für den aktuellen Lösungsversuch benötigten Zeit und der Anzahl der insgesamt für diese Runde erforderlichen Schlüssel auch noch das Vorhandensein einer Spezialoption, des "Teleport-Herzens", angezeigt wird. Das Spielfeld selbst findet komplett auf dem Bildschirm Platz und besteht aus rechteckigen Feldern, denen unterschiedliche Funktionen zugeordnet sind. Den grundlegenden Rahmen bilden dabei die Mauern. Innerhalb des freien Raumes befinden sich dann Diamanten, die nicht mehr sind als reine Punkte-Lieferanten, Hindernisse (Lava und Spikes), die Bloogs außerirdische Existenz bei Berührung beenden und zum erneuten Ansetzen in der entsprechenden Runde zwingen, Transportpfeile, die nur in eine einzige Richtung überlaufen werden können, die begehrten Schlüssel und zwei Bonusgegenstände. Dabei handelt es sich um einen "Stern", nach dessen Aufnahme die Schuhe der Spielfigur bis zum Ende der jeweiligen Runde blau gefärbt werden und mit denen man so unbeschadet über Lava wandeln kann, und das bereits erwähnte "Teleport-Herz", mit dem es möglich ist, sich einmalig per Druck auf den Feuerknopf so weit in die aktuelle Blickrichtung Bloogs über alle Hindernisse, Schlüssel, etc. hinweg transportieren zu lassen, bis man auf eine Mauer stößt. Damit das ganze aber nicht zu einfach wird und zur Lösung des Spiels die kleinen grauen Zellen ran müssen, gibt es auch noch die Blöcke ("Sobokan" läßt grüßen). Sie können von Bloog verschoben werden, in dem er einfach in die entsprechende Richtung gegen sie drückt (und das dahinterliegende Feld leer ist). Insgesamt gibt es Blöcke in drei verschiedenen Farben (gelb, rot und blau). Schiebt man zwei Blöcke derselben Farbe aufeinander, so verschwinden beide und es bleibt ein Schlüssel zurück. Man kann zwar auch einen Block auf den einer anderen Farbe schieben, in diesem Fall verschwindet jedoch der nicht verschobene Block spurlos. Ein Schlüssel erscheint nicht. Verkompliziert wird die ganze Geschichte dann noch durch ab und an anzutreffende bunte Bodenfelder, die es ebenfalls in den genannten drei Farben gibt. Schiebt man einen Block auf ein solches Feld, nimmt er dessen Farbe an. Die Färbung verschwindet. Für vertrackte Konstellationen ist also reichlich Potential vorhanden - und das wird von den "Bloog"-Machern auch ausgiebig genutzt. Neben einfachen Runden zum Aufwärmen und Entspannen gibt es auch äußerst knifflige Level, die dem Spieler viel Konzentration und Abstraktionsvermögen abfordern.

Die Grafik von "Bloog" ist von Anfang bis Ende nicht sonderlich spektakulär, aber durchweg gefällig und allemal zweckangemessen. Insbesondere der leicht watschelnde Bloog selbst hätte gar nicht anders ausfallen dürfen - und macht das nach ihm benannte Programm zum für Kinder prädestinierten Knobel-Spaß. Das heisst aber nicht, dass Volljährige außen vor bleiben sollten. Im Gegenteil. "Bloog" überzeugt durch ein einfaches Spielprinzip, das auf dem Klassiker "Sobokan" aufbaut, ihn aber gekonnt variiert. Das Ergebnis der Weiterentwicklung vermag stundenlang zu fesseln, ohne dabei den von manch anderem Denkspiel bekannten Frust hervorzurufen. Dafür kann allerhöchstens die auf Dauer trotz aller witzigen Ausgefallenheit etwas nervtötenden Hintergrundmusik sorgen - aber das hat "Bloog" ja mit eigentlich allen anderen Computerspielen gemein. Glücklicherweise lässt sich die Musik auch deaktivieren, so dass lediglich die (wenigen, aber guten) Soundeffekte aus den Computerlautsprechern tönen. Im Test war es im übrigen zunächst nicht möglich, die Hintergrundmusik (im Gegensatz zu den Soundeffekten) zu aktivieren - trotz eingestellter Maximallautstärke wollte sie einfach nicht erklingen. Erst als zu Kontrollzwecken das "Enforcer"-Äquivalent "CyberGuard" und "SnoopDos" gestartet wurden, lief alles plötzlich so, wie geplant. Und damit wäre auch schon die zweite Schwäche des Programmes angesprochen. Mit "schöner" Regelmäßigkeit produziert "Bloog" bei Benutzung illegale Speicherzugriffe. Da es sich jedoch lediglich um Leseoperationen (LONG READ an Speicherstelle $0000001) handelt, ist auch das halb so schlimm.

Ein großes Lob verdient die (leider nur englischsprachige) Dokumentation. Sie liegt im AmigaGuide-Format vor, ist professionell gestaltet und erklärt kurz, knapp und humorvoll alles, was man wissen möchte. Aber damit nicht genug - als Dreingabe enthält die "Bloog"-Distribution auch einen, allerdings nicht sonderlich komfortablen, Leveleditor, mit dem man vorhandene Runden nach Belieben edieren (evtl. entschärfen ?) oder auch völlig neue entwerfen kann. Für diejenigen, für die ein Computerspiel mehr ist, als nur ein aufwendiges Grafikdemo, bei dem der Spieler darauf beschränkt wird, an einigen Stellen rechtzeitig den Joystick in eine Richtung zu drücken oder den Feuerknopf zu aktivieren, ist "Bloog" ein gefundenes Fressen. Natürlich wird das Spiel aus Schweden kein Klassiker der FD-Szene werden, dazu ist es einfach zu simpel und mit 50 Runden in der Vollversion (die Demoversion bietet zehn) wohl auf Dauer auch zu wenig motivierend. Für eine kleine Grübelherausforderung für zwischendurch ist es aber allemal gut - und die professionelle Art der Umsetzung dürfte auch letzte Zweifler verstummen lassen, die in FD-Software nur schnell zusammengeflicktes Stückwerk sehen. Darüber hinaus ist Bloog selbst natürlich auch einer wohl sympathischsten Helden, die der Amiga-FD-Spielesektor jemals hervor gebracht hat. Und das ist ja auch was.

(c) 1998 by Andreas Neumann

"The first levels introduce you to the basic objekts one at a time, but after that, things get far more complicated than you could ever have thought was possible ;-)"

-- aus der Anleitung zu "Bloog"

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