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Test: Dekubi

Genre : Educationware Vertriebsform : kommerziell,
Vertrieb : APC&TCP, Andreas Magerl empf. VK : 39,95 DM

Dekubi heißt die neueste Schöpfung des APC&TCP und dabei handelt es sich nicht etwa um einen weiteren geklonten Tamagotchi-Abkömmling, wie man vieleicht meinen könnte.

Vielmehr sollen hier "in spannender Weise alle wichtigen, historischen Ereignisse, Kriege und Entwicklungen zu jeder einzelnen Epoche, zu Kultur und zur Wissenschaft beleuchtet werden. Die Zeitspanne umfaßt dabei die Jahre 1400 bis 1900."
Wirklich ein hohes Ziel, welches sich der APC&TCP hier gesteckt hat.

Der Inhalt der CD teilt sich im wesentlichen in zwölf Kapitel auf, die entweder in ihrer Gesamtheit oder jedes für sich allein betrachtet werden können. Der Stil ist dabei in jedem Kapitel gleich. Zunächst werden auf dem Bildschirm einige Textpassagen präsentiert, die von einer Sprecherin vorgelesen werden. Sodann folgt eine kleine Animation sowie verschiedene, durch Texte ergänzte Bilder, die historische Szenen zeigen.
Diese finden sich zwar auch in eigenen Unterverzeichnissen auf der CD-ROM, trotzdem dürfte man sich schwer tun, ein bestimmtes Bild zu finden, da die Bilder einfach durchnumeriert wurden.

Der Schwerpunkt der CD-ROM liegt ganz eindeutig auf der allgemeinen Entwicklung des deutschen Volkes, sowie auf Lebensart und -gefühl der Gesellschaft. Konkrete Jahreszahlen finden sich kaum, was angesichts der Zielsetzung der CD-ROM aber nicht als Mangel angesehen werden sollte. Schließlich kann die Vielfältigkeit der angesprochenen Themen durchaus überzeugen.

Von Mittelalter und Spätgotik über Humanismus, Barock und Renaissance oder auch Rokoko werden alle wichtigen gesellschaftlichen Wandlungen ausführlich dokumentiert.
Auch viele bedeutende Wendepunkte in der deutschen Geschichte, wie die Reformation, der dreißigjährige Krieg oder die Verflechtung der früheren Kleinstaaten mit Ländern wie Österreich oder Frankreich finden Erwähnung. Und selbstverständlich dürfen in einer solchen Übersicht auch Anmerkungen über historische deutsche Persönlichkeiten sowie deren Wirken auf die Gesellschaft nicht fehlen.
Gut gelungen ist auch die Auswahl der Bilder und kleinen Animationen, die das Leben der damaligen Zeit sehr anschaulich darstellen. Insgesamt gesehen bietet die CD-ROM ein sehr plastisches und umfangreiches Bild des deutschen Volkes und dessen gesellschaftlichen Wandels über fünf Jahrhunderte hinweg.

Diese Themenfülle leidet aber unter der wirklich unprofessionellen technischen Aufbereitung des Materials.
Das fängt schon damit an, dass die Sprecherstimme oftmals sehr verrauscht und deswegen schlecht zu verstehen ist. An ein oder zwei Stellen fehlen sogar Satzteile und hin und wieder darf sich der Zuhörer auch an ein paar Hintergrundgeräuschen erfreuen.
Des weiteren finden sich, neben vielen recht gewagten Sprachkonstruktionen, Rechtschreib- sowie Grammatikfehler zur Genüge. Ein Korrekturlesen, was bei dieser Art von Produktionen eigentlich Pflicht sein sollte, hat hier mit Sicherheit nicht oder nur sehr schlampig stattgefunden.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Bedienung. Nach dem Öffnen der CD-ROM finden sich keinerlei konkrete Hinweis darauf, dass die Kapitel mit der rechten und linken Maustaste durchzublättern sind. Dieser Vermerk taucht lediglich unterhalb der Bilder am Ende der jeweiligen Kapitel auf. Außerdem ist selbst diese Bedienung nicht ganz ausgereift. Zum Beispiel werden die nachfolgenden Bilder und Texte nach einiger Zeit automatisch geladen, so dass man oft nicht genügend Zeit hat, die Inhalte ausgiebig zu betrachten.

Schließlich haben sich die Macher der CD auch bei der musikalischen Untermalung teilweise gehörig vergriffen. Neben Musikstücken, die thematisch an die Bilder und Texte angelehnt sind, bekommt der Betrachter immer wieder auch eine Art Technosound zu hören, der erstens langweilig und zweitens völlig unpassend ist.

Fazit:

Leider wurde hier ein interessantes Thema schlampig umgesetzt. Zwar kann die Themenfülle überzeugen, vor allem angesichts der sprachlichen Unzulänglichkeiten kann man die CD-ROM aber kaum weiterempfehlen. Und für Unterrichtszwecke, für die diese CD-ROM ja vielleicht auch gedacht war, ist sie in dieser Form absolut ungeeignet.
Schade eigentlich.
(c) 1998 Stephan Hübner
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