Lifestyle

Fear and loathing in Osnabrück

oder

Was tu ich hier eigentlich?

oder

Drop the bomb on top of Julia Hill!

oder

Hat mal einer einen interessanten Studiengang für mich?

Schon wieder ein Gadget-Termin und ich hab schon wieder nix getan. Das auch noch bei meinem getrübten Gedächtnis. Und überhaupt steht die Firma vor der Tür. Und eine schnuckelige Frau um die 20 hockt seit 14 Monaten auf einem Mammutbaum (www.lunatree.org besuchen und Schädel spalten). Wer sollte da nicht plemplem werden? Mal schaun, was krieg ich denn noch auf die Reihe? .-)

Blade:

Nach intellektuellem Dünnpfiff wie "Batman & Robin" möchte man meinen, das Thema "Comic-Verfilmung" wäre endgültig im Arsch. Weit gefehlt: "Blade" mit Wesley Snipes ist knackig, cool und opulent.

Im Mutterleib wurde unser Held seinerzeit durch Biss der Mama mit dem Vampir-Virus infiziert und hoppelt seither als Mensch-Blutsauger-Hybrid durch die Gegend. Mächtig flink und nicht gerade zimperlich, hat er seinen Artverwandten voraus, dass ihm weder Sonnenlicht noch andere Alltäglichkeiten den Tag versauen können: Man nennt ihn ehrfürchtig "Daywalker". Als solcher tourt er nämlich mit seinem Ersatzvater (Kris Kristofferson, versorgt ihn mit Blutserum-Gedöhns) durch die Weltgeschichte, um den "echten" Vampiren den Garaus zu machen. Mit nicht ganz Van-Helsing-o-morphen Methoden: Bruce Lee meets Dracula meets ALIENS. Es wird geballert, gepfählt und gekickt, was das Zeug hält. Story ist da eher Nebensache. Blade ist ein knorkes Stück B-Movie mit einem stampfenden, sehr schwarzen Soundtrack, einem kompromisslosen Wesley Snipes und einem coolen Counterpart mit Stephen Dorff als Yuppie-Revoluzzer-Obervampir. Die Kampfszenen wirken gegen Ende leicht abgedroschen, aber was macht das schon, wenn in der Vampir-Disse Blut aus den Sprinklern spritzt, wenn die Bass Drums einsetzen? -:-)=


Ronin:

Der erste gute Film, in dem Jean Réno das Ende überlebt? Mit Robert de Niro, Natasha McElhone (prickelnd!), und Stellan Skarsgård (Skandinavier als ostdeutsches Arsch :-) galoppelt ein abgehalftertes Team jeweils persönlich ziemlich gestrandeter Profis durch Europa auf der Jagd nach einem Koffer, dessen Inhalt eigentlich keinen interessiert. Wahrscheinlich die Windows-Quällcodes drin. Cool: Sean Bean wird in der Mitte des Filmes als inkompetent gefeuert. Ansonsten: Beinharte Granatwerfer-Action auf Europas Straßen, wo wir kennenlernen dürfen, wofür so ein Audi S8 doch gut sein kann. Heftiger als 10 Minuten Geisterfahren auf einer vollen Stadtautobahn allerdings: Robert de Niro läßt sich von einem Jean Réno ohne Zweite-Hilfe-Schein bei vollem Bewußtsein eine Kugel rausoperieren ("AUTSCH" "Tschuldigung"!). Zwischendurch bescheißt eigentlich jeder jeden, und überhaupt kommt alles anders, als Hitman denkt. Bis auf das uninspiriert wirkende Ende wohl einer der besten Actionfilme des Jahres mit Tempo, Charaktern und Hirn.


Der Staatsfeind Nr. 1:

Was c't-Leser schon immer meinten, über die amerikanische Seltsam-Behörde NSA zu wissen, nun auch aus Hollywood: Behörden-Renegat John Voigt setzt mal ein wenig den Dienstweg außer Kraft und meuchelt einen alternden Kongreßabgeordneten, der von einer Die-NSA-darf-alles Gesetzesvorlage nich wirklich angetan ist. Blöderweise wird das gefilmt und landet über ein paar blutige Umwege in den Taschen von keinem Geringeren als Will Smith, der hier einen erfolgreichen Anwalt mimt und erstmals keine coolen Sprüche absondern darf. Pronto setzen Teile der NSA alles in Gang, was in ihrer Macht steht, um Mr. Smith mundtot zu machen. In einer Kreditkarten-abhängigen Gesellschaft wie den Staaten auch nicht das Thema, erst recht nicht nach gewissen pressewirksamen Praktikantinnen. Insofern wirkte der Streifen seltsam bedrückend, zumal die NSA-Typen bei ihrer schmutzigen Arbeit relativ wenig schwachsinniges "Dideldid-pröööm-Pingdindong" auf dem Screen hatten und das Meiste durchaus realistisch wirkte. Leicht unglaubwürdig lediglich, als der alternde Ex-NSA-Kauz und Mr. Smith's unfreiwilliger Kampfgefährte (sehr passend: Gene Hackman) auch "mal eben" den Schlepptop rauskramt, um ein paar Handies umzuprogrammieren, um die Agenten in Schlabberjeans und fettigen Haaren mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Klasse: Das Ende, in dem Regierungs-Wixer auf Vorstadt-Mafiosi treffen und sich gegenseitig für Widersacher halten <g>. In Summa für einen Mainstream-Thriller erfrischend kritischer Streifen, spannend gemacht und leicht beklemmend. Merke: Im Freien nicht nach oben schauen!


Ausnahmezustand:

Noch mehr Gesellschaftskritik aus der Hollywood-Ecke. Ein seeehr politisch korrekt besetztes FBI-Team sieht sich der Bedrohung eines molto-militant eingestellten Islam-Terror-Zellen-Zirkusses gegenüber, der zeigt, wie verwundbar doch das zivile Leben einer amerikanischen Großstadt sein kann. Das ganze eskaliert vehement, bis die US-Army unter General Bruce Willis wirksam zeigen kann, wie verwundbar doch die Demokratie erst recht sein kann, wenn sie um jeden Preis geschützt werden soll. Letzten Endes ist vielleicht alles wieder in zuviel Butter, wenn rauskommt, dass die Terror-People von der CIA herangezüchtet, jedoch wieder fallengelassen wurden, gottseidank die "letzte" Zelle doch noch vernichtet werden konnte (Knackig: Anette Bening) und sich Meister Willis ausgerechnet dadurch aus dem Rennen kickte, dass er im quasi-Beisein von Mr. Politisch-Korrekt Denzel Washington einen Gefangenen exekutierte; trotzden: Eine bedrohlichere Studie eines gar nicht mal so utopischen Worst-Cases gab's in den Premiere-Sälen der Metroplexe so wohl nich nicht zu sehen, vom Staatsfeind Nr.1 mal abgesehen. Spannendes Kino mit für den Mainstream gerade noch erträglichem kritischen Bezug - sowat gib's hoffentlich noch häufiger.


U-Turn:

Im Kino leider zeitlich ignorieren müssen, aber auf Video endlich reinziehen können: Oliver Stones' Opus vom letzten Jahr. Sean Penn strandet in einem Wüstenkaff und kommt aus Intrigen, Verschwörungen, kollektivem Dumpfbacken-Morphismus und allgemeinem Weltschmerz nicht mehr raus. Zum Schluß liegen vier blutverschmierte Leichen in der nordamerikanischen Wüstensonne, bis dahin gilt: Jeder gegen jeden, bis aufs Blut und die Knochen, keiner ist gut, das alles begleitet von Ollies Psycho-Einstellungen und einem mehr als passenden Soundtrack. Klasse Mischung als "Wild Things" und "Natural Born Killers"!


Das Leben ist schön:

Unverkrampfte Auseinandersetung mit den Schrecken der NS-Zeit kam offenbar schon immer eher aus dem Ausland. So auch hier: Eine Komödie über ein KZ!?! Undenkbar. Aber: Der Spagat ist geschafft. Roberto Benigni stellt einen Streifen auf die Beine, der einen die erste Hälfte glänzend unterhält mit einer Lebensgeschichte aus dem Italien der 30er, bei der einem aber ganz langsam zunehmend das Lachen im Halse steckenbleibt: Beginnend bei dem grüngefärbten "Juden"-Pferd bei einer Cocktail-Party, den "Höhepunkt" dann wohl findend, wenn Vater Benigni tänzelnd an seinem kleinem Sohn (dem er ständig vormachte, alles wäre ein Spiel, alle wären freiwillig hier, und der Sieger gewänne einen Panzer) vorbei zu seiner Erschießung marschiert... Argh. In einer Nebenrolle mimt Horst Buchholz einen deutschen Arzt und ritterlichen Freund Benignis, der sich Jahre später flugs als Bestandteil der Tötungsmaschinerie wiederfindet; in einem KZ, wo das unsynchronisierte, ungeschliffene Gebelle der Aufseher so bedrohlich wirkt wie selten im Film. "Das Leben ist schön" macht einem das Grauen auf ganz neue Weise bewusst - Pflichtprogramm!


Star Trek - Insurrection:

Achtung: Diesen Film NICHT auf irgendwelchen Premieren, Conventions oder ähnlichen Anlässen reinziehen, wo Tonnen von Treckie-Pöbel auf ihre virtuelle Drogen-Dosis warten. Man könnte vom letzten Rest an Glauben an das Coole im Star Trek-Mythos abfallen...

Insurrection macht es da einem recht leicht. Der in ST durchaus latent vorhandene Humor wird hier z.T. derart auf lächerliche Spitzen getrieben, dass einem fast die Tränen kommen könnten. "Hat sich ihr Busen auch schon gestrafft?" AAARGH, muß die Figur Data sowas nach 13 Jahren noch nötig haben!??! Zieht man sich den Streifen unter etwas gesetzterem Publikum rein, kann man die Story schon deutlich besser auf sich wirken lassen. Leider gab's da nich ganz soviel: Verlorene, häßliche Space-Söhne wollen ihren Eltern ans Leder, in dem sie irgendeine mysteriöse Technobabble-Strahlung von derem Wir-leben-fast-ewig-Planeten abziehen wollen. Die Föderation repektive ein kleiner korrumpierter Admiral (der auch einen ziemlich unwürdigen Abgang hat - Kirky hätte noch mindestens ne halbe Stunde kloppen dürfen) spielen eifrig mit, ganz gegen die strenge Lesart der Prime Directive, was das galaktische Gewissen Picard nach seiner Käpt'n Ahab-Performance im letzten Film natürlich nicht auf sich sitzen läßt. Die große Frage, ob jetzt vielleicht Haufen von Föderationsschiffen aufeinander losballern, stellte sich netterweise nicht, und überhaupt ist hier von einem großen Aufstand nix zu spüren, erst recht keine Art Föderationsvietnam, mit dem die Roddenberry-Hygiene dauerhaft beschädigt werden könnte. Offenbar kann man den "Fans" sowas noch nicht zumuten. Anbei noch ein paar nette Momente, in denen Picard mit einer Teilzeit-Freundin einen Moment der Ewigkeit auskosten kann, ein, zwei schicke trekphilosophische Zitate und die leicht zwiespältige Frage: "Wie bitte, Sie haben in 400 Jahren nicht schwimmen gelernt?" "Bin noch nicht dazu gekommen!" Auf einmal lernt man seine Pubertät und andere Deadlines zu schätzen :-). Was bleibt über? Teil 6 ist immer noch nicht übertroffen und Star Trek scheint irgendwie zu einem seelenlosen Designer-Produkt wie die letzten 007-Streifen zu werden. Das coole Flair der Serie ist irgendwie futsch, stattdessen verlustiert man sich an Berserker-Humor und ausdrücklich NICHT an Charakterfragen wie Datas Entwicklung ("Hat seinen Emo-Chip gar nich mitgenommen") oder der Beziehung Troi<->Worf, die offenbar keine Sau mehr interressiert. Argh.

Muss ich mich jetzt etwa auf das Star Wars-Marketingspektakel freuen oder was?!?!


23:

Hey, noch was nettes aus Deutschland abseits von Guido Knopp und Katja Riemann. Dramaturgisch leicht angefeilte Bio über Karl Koch, der vielleicht etwas zu schlau für die Welt war. Verschwörungstheorien, Drogen, falsche Freunde, 80er-Mief. Nette Mischung. Für Karl offenbar zuviel. Und dann noch diese ganzen Quersummen und Attentate um 23:23; Sachen, die man nicht unbedingt zur Lektüre von "Illuminatus" gebrauchen kann, wenn man seine oberflächliche Sicht der Dinge beibehalten will...

Nicht gerade in rasendem Tempo, aber interessant und authentisch wirkend wird eine wahre Geschichte erzählt. Dass Farben von DB-Loks nich ganz in die Zeit passen, Golf IIIs am Straßenrand stehen und angebliche Digital PDPs verdächtig nach IBM-Plattenschränken aussehen, kann man wohl nur dem niedrigen Budget anlasten :-). "Fear and loathing in Niedersachsen", ganz ohne Lacher.


Aimée und Jaguar:

Unverkrampfte NS-Verarbeitung, diesmal interessanterweise aus Deutschland. Zwei Frauen lieben sich im Krieg, und eine davon ist auch noch Jüdin? Eine wahre Geschichte?! Klingt interessant, ist es auch. Will ich jetzt nich zerreden, nur soviel: Angemessen Slow-going, klasse Schauspieler, nicht mal Heike Makatsch nervt und Detlev Buck ist offenbar nicht bloß für schräge Comedy-Nummern gut. Sehenswert!

Vorwürfe wegen meiner getrübten Illusion, das letzte Vierteljahr gäb's ne Menge guter Filme in den Kinos, bitte an murphy@exit.de, mit 5MB Gratis-Webspace :-)

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