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Interview mit Stephen Jones

Stephen "Steve" Jones dachte das Undenkbare. Als alle Welt noch von der Wieder- geburt des Amiga träumte, hatte er die Idee, den kränkelnden Rechner mit einer Fremdbluttransfusion wieder aufzupäppeln. Erstmals wurden siamesische Zwillinge nicht getrennt sondern zusammengeführt - zunächst über ein SCSI-, ein serielles und ein Ethernet-Kabel verknüpfte Stephen Jones einen Amiga mit einem PC und führten die beiden Welten so zusammen. Das "Siamese"-System war geboren. Mit nur einer Tastatur und einer Maus konnte man von nun an von einem Monitor aus beide Rechner steuern und zwischen diesen beliebig hin- und herschalten. Besser noch, auch auf die Laufwerke des PCs ließ sich mit dem Amiga zugreifen, und dank "Siamese RTG" konnte sich der Amiga sogar die Grafikkarte des PC zur Grafikausgabe nutzbar machen. Und obwohl die Presse, vor allem England, schon begeistert vom "revolutionärsten Produkt des Jahres" (CU Amiga) schwärmte, rückte die intelligente Lösung erst ins Bewußtsein der Amiga-Gemeinde, als ihre nächste Evolutionsstufe, eine Amiga-Karte für den PCI-Slot des PC, durch die Ankündigungen von Amiga Inc. bei der letztjährigen "World of Amiga" für die Realisierung eines Amiga-Entwicklungssystem ins Gespräch kam. Das englischsprachige Original des Interviews ist als Anhang beigeschlossen.


AG: Im Rahmen der Amiga'99-Messe in St. Louis versprach der neue "erste Mann" bei Amiga Inc., Jim Collas, "die Lage bezüglich PCI für den Amiga Classic nächste Woche" zu evaluieren. Weißt Du, als derjenige, dessen Name am engsten mit dieser Methode, den Amiga in die PC-Welt zu integrieren, verbunden wird, von den Ergebnissen dieser Überlegungen ?
SJ: Er hat mit mir nie darüber gesprochen. Vielleicht sagt mir vor der World of Amiga-Messe im Juni jemand, was geschieht.
AG: Nach den Plänen des letzten Jahres, die während der Londoner Amiga-Messe bekannt gegeben wurden, ging jeder davon aus, dass das Entwicklersystem für den Amiga der nächsten Generation eine Amiga-PCI-Karte enthalten würde und dass dies die Siamese-V4-Lösung sein würde, an der Du arbeitest. Was hälst Du von den sich ständig ändernden öffentlichen Ankündigungen, die bis heute folgten ? Ist eine verantwortliche Planung unter solchen Umständen überhaupt noch möglich ?
SJ: Ich glaube, dass sie einen Plan für die Amiga-Plattform haben, nicht für die vorhandenen Amiga-Anwender. Das ist nicht so schlimm wie es scheint, aber ich kann einfach nicht glauben, wie sich die Dinge seit der Messe entwickelt haben. Es würde mir nichts ausmachen, wenn unser Produkt in Ungnade gefallen ist, ich würde es nur vorziehen, wenn man uns informiert - so oder so. Ich glaube des weiteren, dass Amiga International geschlossen werden sollte, da ich keinen Sinn darin erkennen kann. Der Amiga ist eine Computerplattform und keine Merchandise-Maschine.
AG: Das Hauptproblem mit dem Siamese-V4-System scheint auf der Hardware-Seite zu liegen. Während Deinen Aussagen zufolge die Software zu 95% fertiggestellt ist, gibt es nach wie vor von der Karte selbst nichts zu sehen. Wo liegt das Problem ?
SJ: Mick Tinker hat das Board seit ungefähr sechs Monaten grundsätzlich betriebsbereit, aber aus irgendwelchen mir nicht bekannten Gründen will er uns kein Exemplar aushändigen, mit dem wir dann die Software fertigstellen könnten. Gründe, wie sich die Zeit zu nehmen, um für uns ein Exemplar fertigzustellen, ergeben keinen Sinn.
AG: Hast Du je daran gedacht, mit einer anderen Hardwarefirma zusammenzuarbeiten als mit Mick Tinkers Access Innovations ?
SJ: Es ist zu spät, um noch einmal von vorne zu beginnen. Und die Sache wäre es jetzt auch nicht wert.
AG: Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit ?
SJ: Mick öffnete ein Gehäuse und zeigte mir die Karte mit einem PCI-Anschluß und einem 040er - ich wußte augenblicklich, dass das die Zukunft dessen war, was jetzt Classic Amiga genannt wird.
AG: Beeinflußt die Tatsache, dass Paul Nolan, der an der Softwareentwicklung für das Siamese-System beteiligt ist, derzeit mit der neuen Version von "Photogenics" sehr beschäftigt zu sein scheint, die Fertigstellung von Siamese V4 ?
SJ: Nein, Paul wartet nach wie vor auf die Karte. Obwohl Paul versucht, "Photogenics 4" fertigzustellen (was inzwischen geschehen sein sollte), hat er immer deutlich gemacht, dass er die erste Version von "Siamese 4" umgehend fertigstellen würde.
AG: Seitdem Du das Siamese-System geschaffen hast, ist die Kluft zwischen dem Amiga und dem PC sogar noch größer geworden. Kann man von diesen beiden Rechnern nach wie vor wie von (siamesischen) Zwillingen reden oder ist der PC nicht schon der (viel) größere Bruder des Amiga ? Macht es noch Sinn, diese beiden Welten zu kombinieren oder befinden wir uns heutzutage in einer Situation, in der der PC all das kann, was der Amiga kann - nur viel besser, billiger und schneller ?
SJ: Der Amiga ist von allen seinen Besitzern übel vernachlässigt worden, trotzdem hat die Amiga-Entwickler-Gemeinde versucht, ihn so gut wie möglich zu unterstützen. Ich glaube, dass es das Beste für den Amiga wäre, wenn man alle Rechte, den den Classic Amiga betreffen, einem kleinen Konsortium von Amiga-Entwicklern überlassen würde, nicht nur Deutschen und NICHT unter der Kontrolle von Amiga International. Wie man sich vorstellen kann, ist das unwahrscheinlich, aber wenn nichts geschieht, werden Linux und BeOS die noch verbliebenen Amiga-Märkte übernehmen.
Was die Siamese-Konzepte betrifft - sie sind nach wie vor aktuell. Aber wenn man einerseits nicht einmal einen 040er-Prozessor, andererseits aber einen schnellen, modernen PC hat, ist man wahrscheinlich mit einem Amiga-Emulator besser bedient. Der PCI-Amiga hat noch ungefähr sechs Monate, bis er vom Emulator überholt werden wird, daher mein Ärger darüber, dass ich ihn schon vor zwei Jahren gesehen habe. Die einzigen verbliebenen Märkte werden die sehr kleinen Analog-Video-Märkte sein, und die digitale Konkurrenz verkleinert auch diese.
AG: Ursprünglich hattest Du die Vorstellung, dass von der Siamese-Technologie der Amiga-Markt profitieren könnte - zumindest hinsichtlich der Software. Wie sind Deine Erfahrungen seitdem: kaufen oder entwickeln Leute, die das Siamese-System zur Verbindung eines Amigas mit einem PC verwenden, noch neue Software für den Amiga ? Oder wandern sie eher zur PC-Seite ab ?
SJ: Ich glaube, dass sowohl kleine als auch große Entwickler mit der Entwicklung für den Amiga aufhörten, weil die Amiga-Konsumenten aufhörten, Amiga-Software zu kaufen. Die Mehrzahl der Siamese-Nutzer will moderne Scanner, DVD-Laufwerke, Grafikkarten, etc. nutzen, die es für den Amiga nicht gibt. Die meisten Abwanderungen von Amiga-Anwendungs-Entwicklern fanden wahrscheinlich in Richtung Linux/BeOS statt und Windows95 wird für 3D-Spiele, Office-Pakete und Kontenverwaltungen verwendet. Ich glaube nicht, dass Siamese für Abwanderungen sorgte, weil die Nutzer den PC bereits gekauft haben dürften und Siamese vielmehr dem Amiga unter diesen Umständen eine Überlebensperspektive gegeben hat, ähnlich wie "Amiga Forever".
AG: Eine Sache, die das Siamese-V4-Projekt sehr interessant machte, war das Versprechen, schneller zu sein als jeder andere Amiga, indem der PC/Alpha-Prozessor des Host-Rechners für I/O-Funktionen, die Grafikanzeige, Sound- und Datei-Operationen verwendet werden sollte. Heute ist eine große Zahl Amigas mit PowerPC-Karten und schnellen Grafikkarten wie der CybervisionPPC oder der Picasso IV ausgestattet, selbst einige echte PowerPC-Karten (ohne 68k-Prozessor) sind in Arbeit. Wäre ein PC mit einem Siamese-V4-PCI-Karte nach wie vor ein ernster Gegner für einen Amiga auf der Höhe der Zeit ?
SJ: Nicht was die 68k-Prozessor-Seite betrifft, doch Grafik und Sound wären nach wie vor allem auf dem Amiga um Welten voraus. Man denke nur an eine Amiga-PCI-Karte in der neuen NT-Box von SGI, was, obwohl natürlich im Extrem, ein zulässiges Beispiel ist. Wären die Dinge nach Plan verlaufen, hätten wir diese tolle Hardware in der Siamese-Software unterstützt. Was den Amiga-Prozessor betrifft, hätte ich später entweder eine Plug-In-PowerPC-Karte kreiert oder vielleicht auch Teile des Betriebssystem für den Prozessor des Host-Rechners umgeschrieben.
AG: Eine andere Methode, sich die Power eines PC für Amiga-Nostalgik nutzbar zu machen, ist Emulation. Auf heutigen High-End-PCs ist UAE bereits so schnell wie ein echter Amiga mit einer 060er CPU. Und dank Cloanto sind Installation und Bedienung idiotensicher. Warum sollte ein durchschnittlicher PC-Anwender, der die Amiga-Welt nicht völlig verlassen will, irgendeine Siamese-Lösung dem UAE vorziehen ?
SJ: Ich bezweifele die 060er-These für den durchschnittlichen PC, vielleicht ist es in sechs Monaten soweit. Aber, ja, wenn Nostalgie das ist, was man will.
Ich persönlich finde Nostalgie sehr langweilig und möchte neue Ideen entwickeln. Das ist es, was den Amiga anfangs groß gemacht hat, da er den Menschen die Fähigkeit verlieh, das zu erschaffen, was sie sich vorstellten.
AG: Im März 1998 batest Du um Vorbestellungen, einschließlich einer Vorauszahlung, um das für die Entwicklung des Siamese-V4-Systems benötigte Geld zusammen zu bekommen. Village Tronic und phase 5 haben gerade ähnliche Finanzierungsmodelle ausprobiert. Wie hat die Methode bei Euch funktioniert - wurde die Idee, (einen Teil des Preises) zu zahlen bevor die Entwicklung überhaupt begonnen hat, angenommen ?
SJ: Die Vorauszahlungen sollten nicht der Finanzierung der Entwicklung dienen und ich hörte damit nach 45 Vorauszahlungen wegen den Verzögerungen bei Access Innovations auf. Die Aktion sollte die Unterstützung der Anwender für das Produkt zeigen. Diese Vorauszahlungen werden zurückgezahlt, wenn ich die PCI-Karte nicht vor Juni erhalte. Bislang haben erst vier Leute um Erstattung gebeten.
AG: Siamese Systems hat erst kürzlich ein neues 3-Pack-Multi-Board-Computer-Gehäuse vorgestellt. Wird man darin auch echte PowerPC-Systeme betreiben können, wie sie derzeit (von phase 5 und met@box) entwickelt werden ?
SJ: Ein A4000T, A4000, A1200 und wahrscheinlich auch ein A3000 werden hineinpassen, obwohl ich derzeit keinen A3000 besitze, mit dem ich das überprüfen könnte. Jeder andere neue Amiga, der denn AT- oder ATX-Spezifikationen entspricht, wird ebenfalls hineinpassen.
AG: Wer soll das 3-Pack-Gehäuse kaufen ? Glaubst Du wirklich, dass es genügend Amiga-User gibt, die auch einen PC besitzen und willens sind, etwa 400 Britische Pfund zu investieren, nur um beide Rechner in einem Gehäuse betreiben zu können ? Oder zielt dieses Produkt eigentlich eher auf die Welt der PCs und Alphas - vielleicht für professionelle Low-Cost-Grafiksysteme ?
SJ: Das größte Interesse besteht in der Linux-Gemeinschaft. Du hast natürlich recht, die Amiga-Gemeinde ist ein Markt geworden, der nur wenig verfügbares Einkommen aufweist. Jedoch war ich immer der Ansicht, dass die Leute sich ein cooles Produkt leisten können.
AG: In Deiner Presseerklärung vom 29. März erwähnst Du, dass es auch einen Einschub für ein Mac-Motherboard geben könnte. Meintest Du PowerMacs (G3 ?) oder 68k-Macs ? Und kannst Du uns schon neue Informationen über diese Pläne geben ?
SJ: Das hängt davon ab, ob ich ein Mac-Motherboard in die Finger bekommen kann. Ich habe absolut kein Interesse daran, mir einen Mac zu kaufen. Aber wenn jemand die benötigten Ausmaße kennt, werde ich mir die Sache ansehen, sobald die Produkte verkauft werden.
AG: Da Du viel Erfahrung mit Produktentwicklung hast - was hälst Du von Amiga Inc.'s Plänen für den Amiga der nächsten Generation, besonders hinsichtlich des Zeitplans ? Werden sie es wirklich schaffen, ein völlig neues System zu präsentieren, obwohl ihre Antwort auf die meisten Fragen "Wir haben das noch nicht entschieden." oder ähnlich lautet ?
SJ: Unwahrscheinlich. Ich glaube, dass sie scheitern oder das Projekt einstellen werden, obwohl ich mich früher schon geirrt habe. Schließlich habe ich überhaupt nichts über das neue System gehört und wir sollten immerhin schließlich bei der Konstruktion eines Cross-Plattform-Entwicklungssystems helfen.

Was das Potential angeht, stelle man sich eine Playstation 2 mit Internet-Anschluss vor. Wer könnte weltweit mit so etwas konkurrieren ? Ich erwarte die Entwicklungen mit Interesse, werde aber kein Geld auf sie setzen. Das habe ich bisher schon zur Genüge getan.

AG: Es scheint eine zweigleisige "Strategie" zu geben: Einerseits plant Amiga Inc., etwa 20-30 Millionen (!) Einheiten des Amiga der neuen Generation zu verkaufen. Andererseits gibt es jetzt Pläne für eine umfassende Unterstützung der Amiga Classic-Linie. Glaubst Du, dass das der richtige Weg ist, um die Vergangenheit des Amiga mit seiner Zukunft zu verbinden ?
SJ: Wie schon zuvor gesagt, glaube ich, dass man das Amiga-Classic-OS abgeben oder aushändigen, vielleicht sogar wie das Open-Source-Modell von Linux freigeben sollte. Für künftige Amigas, sofern es sie geben wird, wird Emulation der richtige Weg sein.
AG: Wenn man über die Zukunft des Amigas (so es denn eine geben wird) spricht, gibt es immer eine Schlüsselfrage: sollte sie auf Standard-PC-Komponenten gebaut werden oder sollte wie schon früher (AGA, Zorro, etc.) spezialisierte Hardware zum Einsatz kommen ?
SJ: Standardkomponenten machen in kommerzieller Hinsicht äußerst viel Sinn, solange man mit der Entwicklung mithält. Wenn man jedoch etwas Maßgeschneidertes verwendet, muss man die nahenden Wettbewerber meilenweit übertreffen und jetzt auf den Markt kommen.
AG: Kürzlich ist ein internes Statement von Dir über die gegenwärtige Situation des Siamese-Projektes öffentlich gemacht worden. Wie hast Du auf diese Indiskretion reagiert ? Hast Du herausgefunden, wer dafür verantwortlich war ?
SJ: Es war kein internes Statement sondern ein Update an alle Leute in unserer PCI-Crew-Mailingliste. Unglücklicherweise habe ich wahrscheinlich zuviel gesagt und jemand beschloß, diese Information zu posten. Ich könnte mich selbst dafür feuern :-)
AG: Du schreibst Deine e-Mails mit Netscapes "Communicator" unter Windows'95 - benutzt Du also privat keinen Amiga mehr ? Welche Systeme verwendest (und nutzt) Du zu Hause ? Sind sie via Siamese miteinander verbunden ?
SJ: Du hast micht erwischt.

Ich habe vor ungefähr zwei Jahren damit aufgehört, nur noch den Amiga zu benutzen, da fast alles, was ich benötige, viel schneller mit PC-Software erledigt werden kann. Es ist einfach so, dass ich "Netscape" wirklich mag, ich verwende es auch unter Linux. Ich schäme mich nicht dafür, dass ich Windows benutze, da ich glaube, dass alle Betriebssysteme ihre Stärken und Schwächen in unterschiedlichen Gebieten haben. Was den Amiga angeht, sind die einzigen Programme, die ich im Moment interessant finde, "DPaint" und "Photogenics 4".

AG: Kannst Du uns - zum Schluß aber nicht zuletzt - einige Informationen über Dich selbst geben ? Z.B. über Dein Alter, Deinen Weg in die Amiga- und Computer-Welt, die Musik, die Du gerne hört, Deinen Lieblingsfilm, in dem Computer vorkommen, etc. pp.
SJ: Ich bin 37 Jahre alt, habe zwei Kinder, die ich anbete, der Junge ist 8, das Mädchen 5, und eine wundervolle Frau, die viel unter meinem Engagement im Amiga-Markt leiden muss. Sie hat auch genug von Amiga-Usern, die sie fragen, ob ich reich bin.

Meine Lieblingsmusik: Jean Michele Jarre, Kate Bush, Fat boy Slim, Elvis und diverse klassische Werke. Die Liste ist noch länger, ich mag aber auch House- und manche Trance-Musik, kann aber nicht irgendwelche Namen nennen.

Meine Lieblingsfilme mit Computern sind wahrscheinlich Terminator, Tron und Wargames, obwohl der teilweise etwas verrückt war. Ich mag auch alle Star-Trek-Filme und -Serien, wie wohl zu erwarten war, bin aber kein Trekkie.

Dem Amiga bin ich verfallen, wie auch meinem Motorrad (einem GPZ750 Turbo), als der A1000 gerade veröffentlicht wurde, konnte ihn mir aber nicht leisten, da ich gerade geheiratet hatte. 1986 kaufte ich mir einen A500 und mein neuer Amiga-Kumpel in dem Laden besorgte mir eine 40 MByte-Festplatte für 500 Britische Pfund (Peanuts) und später einen A1000, den ich dann über SCSI mit dem A500 vernetzt habe. Ich traf dann mit James Campbell und einigen Jungs zusammen, die das A500-Ersatzgehäuse entworfen hatten, und wir stellten den Checkmate A1500 auf die Beine, mit dem der A500 zu einem A2000, ohne Zorro-Slots, werden sollte. Commodore mochte uns nicht und sie nannten den A2000 in A1500 um. Sie bestritten, dass das gegen uns gerichtet war, aber einige Jahre später traf ich ein Mitglied des britischen Managements und er erzählte mir die Wahrheit.

Danach versuchten James und ich, meine Vision des HiQ-Tower Wirklichkeit werden zu lassen, was die vollständige Entwicklung eines Zorro-II-Busses, sowie des CPU- und Videoslots beinhaltete. Leider zerstörten Verzögerungen und Streitigkeiten dieses fertiggestellte Projekt und ich machte 1991 mit HiQ ltd. alleine weiter. Unglücklicherweise hat inzwischen jeder seine Version des HiQ-Tower, wenn auch statt dessen für den A1200. Vielleicht hätte ich vier Jahre warten sollen.

Ich veröffentlichte ein Produkt namens HiQ PowerStation, das sich in großen Stückzahlen verkaufte und im Prinzip ein PC-Gehäuse mit Stromversorgung für den A1200 war. Das war nicht meine Lieblingsidee, brachte uns aber mit Sicherheit einiges Geld. Unglücklicherweise wurde sie kopiert und mein schwindendes Interesse an dieser Idee bedeutete, dass die Kopien mich überflügelten, während ich am Siamese-System arbeitete.

Das Siamese-Konzept entstand ungefähr 1994, als ich versuchte, meinen Amiga zur Zusammenarbeit mit meinem Windows 3.1-basierten 486/66 mit 16-Bit-Sound und toller hochauflösender Grafik zu bewegen. Ich hatte einige Software dafür geschrieben und bewiesen, dass ein SCSI-Netzwerk machbar war, obwohl es nicht meine eigene Idee war. Zusammen mit einem elektronischen Grafikumschalter und einiger eher primitiver Software zeigte ich Paul Nolan, woran ich mich gerade versuchte und wie ich Amiga-Fenster auf der Anzeige eines PCs darstellen wollte. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte, und Paul hat mich wahnsinnig überrascht und begeistert. Ich glaube nach wie vor, dass das zur besten Amiga-Software überhaupt gehört, mit dem größten Potential für die Zukunft, das wir bislang nur an der Oberfläche genutzt haben. Aber ich bin natürlich voreingenommen.

Das ist es, was meine Amiga-Produkte betrifft, bis nicht Mick Tinker endlich liefert, was er versprochen hat, oder wir etwas Wundervolles von Amiga Inc. bekommen. Jetzt bin ich von Linux besessen und der Idee, Low-Cost-Super-Computer zu bauen, auf der Basis von Linux-Clustern und künftig auch unseres TVNC-Projektes, das das ist, was der Amiga sein sollte und könnte.

AG: Da wir uns dem Jahr 2000 nähern - was erhoffst und wünscht Du Dir vom nächsten Jahrtausend (obwohl das natürlich erst am 1. Januar 2001 beginnen wird) ?
SJ: Dass die Propheten des Untergangs sich irren, und dass die Welt weiterbestehen wird, so dass ich für einen Ducati 916 sparen kann.

Dass Microsoft von Linux in den Hintern getreten wird, und wir offene Kommunikationsstandards am Leben erhalten werden.

Dass BeOS all das wird, was es sein kann.

Dass phase 5 ihre neuen Amigas bauen können und dass das AmigaOS zum offenen Sourcecode wird.

Dass mir endlich ein Produkt glückt, das die Leute schnell verstehen, und das sie dazu bringt, ihre Brieftaschen genauso schnell zu leeren, und dass ich mit meiner Frau wieder eine schöne Kreuzfahrt machen kann. Sie hat sich etwas verdient, nachdem sie es die ganze Zeit mit mir aushalten musste.

AG: Vielen Dank für dieses Interview - und die besten Wünsche für Deine berufliche und persönliche Zukunft !
SJ: Danke.

[ Das Interview führte (an) für das "AmigaGadget". ]


Appendix: The Original

AG: During the Amiga'99 show in St. Louis, the new "first man" of Amiga Inc., Jim Collas, promised to review "the classic PCI situation next week". Do you know, as the man whose name is most associated with this way of integrating an Amiga into the world of PCs, about the results of these considerations ?
SJ: He never spoke to me about this, much to my annoyance. Perhaps someone will tell me what is going on before the World of Amiga show in June.
AG: After last year's plans, which were announced at the London Amiga show, everyone expected that the development system for the next generation Amiga would contain an Amiga PCI card and that this would mean the Siamese V4 solution you are working at. What do you think about the constant changes in the official announcements that followed until today ? Is responsible planning still possible under such circumstances ?
SJ: I believe they have an agenda for the Amiga platform but not existing Amiga users. This is not all as bad as it seems but I cannot believe the way things have been going since the show. I do not mind that our product falls from favour but I would prefer to be told one way or the other. Also I believe that Amiga International should be closed down as I see no use for it, the Amiga is a computer platform not a merchandising opportunity.
AG: The main problem with the Siamese V4 system seems to be on the hardware side. While you claim that the software is 95% ready, there are still no signs of the card itself. What is the problem ?
SJ: Mick Tinker has had the board basically working for about 6 months but for some reason unknown to me he will not hand over a board for us to finish the software. Reasons like taking time to finish a sample for us do not make sense.
AG: Have you ever thought about working with another hardware company than with Mick Tinker's Access Innovations ?
SJ: It is to late to start again, and not really worth it now.
AG: How did it come to this cooperation ?
SJ: Mick opened a briefcase and showed me the card with a PCI connector and an 040, I new instantly that this was the future of the now called Classic Amiga.
AG: Does the fact that Paul Nolan, who is involved in the software development for the Siamese system, seems to be quite busy with the new version of "Photogenics" has influence on the completation of the software for Siamese V4 ?
SJ: No, Paul is still awaiting the card. Although Paul is trying to finish Photogenics4, (should be ready now) he has always stated that he would finish the first version of Siamese v4 immediately.
AG: Since you invented the Siamese system, the gap between the Amiga and the PC has been widened even more. Can you still talk of these two computers as (Siamese) twins or isn't the PC already the (very) bigger brother of the Amiga ? Is there still sense to combine these two worlds or have we nowadays a situation, in which the PC can do everything what the Amiga can do - but only much better, cheaper and faster ?
SJ: The Amiga has been let down very badly by all of its owners, even so, the Amiga development community has tried to back it as much as possible. I believe that the best thing for the Amiga would be the handing over of all Classic Amiga rights to a small consortium of Amiga developers, not just German and NOT controlled by Amiga International. As you will guess this is unlikely, but if nothing is done Linux and BeOS will take over any Amiga market left.

As for Siamese concepts, these are still viable but if you have less than an 040 and a fast modern PC you are probably better off with an Amiga emulator. The PCI Amiga has about 6 months left before the emulator surpasses it, hence my annoyance at having seen it over two years ago. The only markets left will be the very small analogue video markets, and the digital side is squashing those also.

AG: Originally your idea was that by use of the Siamese technology the Amiga market could benefit - at least when it comes to software. What have been your experiences since then: do people who use the Siamese system to combine an Amiga with a PC still buy or develop new software for the Amiga ? Or do they rather migrate to the PC side ?
SJ: I think developers small and large stopped developing for the Amiga because Amiga consumers stopped buying Amiga software. The bulk of Siamese users want the use of modern scanners, DVD drives, video cards etc. that are not available on the Amiga. Most migrations of Serious Amiga developers probably went to Linux/BeOS and use Windows95 for 3D games, Office suites and accounts packages. I do not believe Siamese made people migrate because they would have purchased the PC already and Siamese kept a life line open for the Amiga in these circumstances much like Amiga forever did.
AG: One thing that made the Siamese V4 project very interesting was the promise of being faster than any other Amiga by using the host PC/Alpha processor for I/O, graphics display, sound and file operations. Today we have a fair amount of Amigas equipped with PowerPC cards and fast graphic cards like the CybervisionPPC or the Picasso IV, and even some PowerPC only Amigas are in the pipeline. Would an PC equipped with the Siamese V4 PCI card still be a serious opponent for an up-to-date Amiga ?
SJ: Not in 68k processing terms, but still graphics and Sound would be streets ahead of anything on the Amiga. Just think about an Amiga PCI card plugged into the new SGI NT box, whilst extreme it is a valid example. Had things gone to plan we would have supported this great hardware in the Siamese software. On the Amiga processing side, I had wanted to create a plug in PowerPC card later or perhaps rewritten chunks of the OS onto the host processor.
AG: Another way of utilizing PC computer power for Amiga nostalgia is emulation. On today's high end PCs UAE already is as fast as an original Amiga equipped with a 060 CPU. And thanks to Cloanto installation and usage is fool-proof. Why should an average PC user, who doesn't want to leave the Amiga world completely, use any Siamese solution rather than UAE ?
SJ: I doubt the 060 claim on the average PC, maybe in 6 months, but yes, if nostalgia is what someone wants.

Personally I find nostalgia very boring and want to create new ideas, this is why Amiga was great in the beginning as it empowered people to create what they could imagine.

AG: In March 1998 you asked for preorders including a deposit to collect the money needed for the development of the Siamese V4 system. Village Tronic and phase 5 just tried similar financing models. How did your way work out - did people accept the idea of paying (a part of the price) before the real development has already been started ?
SJ: This was not a deposit for development costs and I stopped at 45 deposits because of the delays at Access Innovations. It was meant to show commitment from users to the product. These deposits will be paid back if I do not receive the PCI card before June. So far only 4 people have asked for a refund.
AG: Siamese Systems just introduced a new 3-Pack multi-board computer system case. Will it be able to handle PowerPC only Amiga systems which are now under development (by phase 5 and met@box) ?
SJ: A4000T, A4000, A1200 and probably A3000 will fit, although I do not have an A3000 to check the fitting at present. Any other new Amiga that fits the AT or ATX form factor will also fit.
AG: What kind of people shall buy the 3-Pack case ? Do you really think that there are enough Amiga users who also own a PC and are willing to invest about 400 pound sterling just to put both computers in one case ? Or can the main target of this product rather be found in the PC/Alpha world - maybe for professional low-cost graphic systems ?
SJ: Most interest is from the Linux community, you are of course correct the Amiga community has become a market with little disposable income. However, my view has always been if it is cool, people can afford it.
AG: In your press release of 29th March you mentioned that there might be a Mac motherboard frame, too. Did you mean PowerMacs (G3 ?) or 68k Macs ? And can you already give new informations about these plans ?
SJ: This depends on getting hold of a Mac motherboard, I have absolutely no interest in purchasing a Mac but if someone has some form factor dimension I will look into it once the products are shipping.
AG: As you have a lot of experience in product development - what do you think about Amiga Inc.'s plans for the next generation Amiga - especially considering the time schedule ? Can they really come up with a completely new system when their answer on most questions is something like "We have not determined this yet." ?
SJ: Unlikely. I believe they will fail or drop the project, however I have been wrong before. After all I have heard absolutely nothing about the new system and we were originally going to help to create a cross platform development system.

As for its potential, Imagine a Playstation2 with Internet access, who can compete with that on a world wide scale. I await with interest the developments but I will not bet money on it, I have done that enough already.

AG: There seems to be a two-legged "strategy": On the one hand, Amiga Inc. plans to sell about 20-30 million (!) units of the next generation Amiga. On the other hand there are now plans for extensive support of the Amiga classic line. Do you think this is the right way to connect the Amiga past with its future ?
SJ: As I said before I believe the Amiga classic OS should be licensed out or handed over, maybe even given away like the Linux Open source model. As for future Amiga's, if they arrive, emulation will be fine.
AG: When talking about the future of the Amiga (if there should be one) there's always one key question: should it be build on standard PC components or should it use specialized hardware like it did in the past (AGA, Zorro, etc.) ?
SJ: Standard components make huge commercial sense as long as you keep up with developments, however if you are to have something custom you must out perform the approaching competition by miles and come out today.
AG: Recently an internal statement of yours about the current situation of the Siamese project was made public. How did you react on this indiscretion ? Did you find out who was responsible for this ?
SJ: It was not an internal statement, instead it was an update to all the people on our PCI Crew mailing list. Unfortunately I probably said too much and some one decided to post this information. I may sack myself for this :-)
AG: You are writing your e-mails with Netscape's "Communicator" for Windows'95 - so don't you have an Amiga for private use anymore ? Which systems do you have (and use) at home ? Are they connected via Siamese ?
SJ: Caught me.

I stopped using Amiga's exclusively about a two years ago because almost everything I need to do could be done much faster in PC software. It just so happens that I really like Netscape, I also use it on Linux. I am not embarrassed about using Windows, as I believe that all OS's have good and bad points for different jobs. As for the Amiga the only programs I find interesting at this time are Dpaint and Photogenics4.

AG: Can you give us - last but not least - some informations about yourself ? E.g. about your age, your way into the Amiga and computer world, the music you like to listen to, your favourite movie with computers involved, etc. pp.
SJ: Age 37, two kids who I adore, Boy 8, Girl 5, and a gorgeous wife who has been through the mill with me in the Amiga market. She is also fed up with Amiga users asking her if I am rich.

My favourite music, Jean Michele Jarre, Kate Bush, Fat boy Slim, Elvis and some classical. The list goes on, but I like house and some trance music also but I can't think of any names.

Favourite film with computers, probably Terminator, Tron, and Wargames even though it was a bit daft in places. I also like all of the Star Trek films and series as I suppose would be expected but I am not a Trekky.

I fell in Love with Amiga, just like my Motorbike, (A GPZ750 Turbo) when the A1000 was launched but could not afford it as I had just got married. In 1986 I purchased an A500 and my newfound Amiga buddy in the shop got me a 40mb Hard drive for £500 (peanuts) and an A1000 later which I then scsi networked to the A500. I then met up with James Campbell and a couple of guys who had designed the A500 replacement case and we launched the Checkmate A1500 that tried to turn the A500 into an A2000, without zorro slots. Commodore did not like us and they renamed the A2000 the A1500, they denied that is was to attack us but a few years later I met with one of the then UK management and he told me the truth.

Next James and I tried to turn my vision of the HiQ Tower into reality, which included a full Zorro II bus, CPU and Video slot developed in house. Unfortunately delays and arguments killed that finished project and I went alone with HiQ ltd in 1991. It is unfortunate that now every one has their version of the HiQ tower but for the A1200 instead, so perhaps I should have waited four years.

I brought out a product called the HiQ PowerStation which sold in huge numbers and was basically a PC case and power supply for the A1200. This was not my favourite idea but it certainly made us some money, unfortunately it got copied and my flagging interest in this idea meant that the copies overtook me while I worked on the Siamese system.

The Siamese concept came about in around 1994 when I tried to make my Amiga work in co-operation with my Windows3.1 based 486/66 with 16 bit sound and great high resolution graphics. I had written some software and proved that SCSI networking was feasible, even though it was not originally my idea. Mixed with an electronic video switcher and some rather rough software I showed Paul Nolan what I was trying to do and how I wanted to have Amiga windows on a PC display, the rest is history as they say and Paul amazed the hell out of me. I still believe it to be one of the best pieces of Amiga software with the greatest future potential which we only scratched the surface, but of course I am biased.

That is the end of the Amiga products for me, unless Mick Tinker finally delivers what he promised, or we get something wonderful from Amiga inc. I am now obsessed with Linux and the idea of building low cost Super Computers based around Linux Clusters and in the future our TVNC project which is what the Amiga should and could be.

AG: Since we are approaching the year 2000 - what are your hopes and wishes for the next millenium (although it will only begin on January, 1st, 2001, of course) ?
SJ: That the prophets of doom are wrong, and that the world continues so I can save up for a Ducati 916.

That Microsoft gets butt kicked by Linux, and we keep open communication standards alive.

That BeOS becomes all it can be.

That Phase5 can finish their new Amiga's and the Amiga OS goes open source.

That I can finally get a product that people understand quickly and empty their wallets equally as quick, and take the wife on a nice cruise again. She deserves something after putting up with me all this time.

AG: Thank you very much for this interview - and best wishes for your professional and personal future !
SJ: Thanks.

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