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Test: Umax Astra 1220S

Computer haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr in das Alltagsleben der Menschen integriert. Ursprünglich unförmige Kästen, die mit Lochkartenstreifen gefüttert werden wollten, sind sie heute kleine Helfer, mit denen man sogar Musik-CDs abspielen und sich Video-DVDs ansehen kann. Dank der rapide fallenden Preise für Scanner lernen die Computer in zunehmendem Maße auch zu sehen, und stehen dem Anwender somit helfend zur Seite, wenn er seine Urlaubsfotos im WWW der Weltöffentlichkeit zugänglich machen oder seinen mit Scanner und Drucker ausgestatteten Rechner als Fotokopiergerät verwenden will. Auch die Amiga-Welt hat diese Entwicklung inzwischen erreicht, wenngleich sie hier nicht die beim PC zu beobachtende Rasanz entwickeln konnte. Der Grund dafür ist profan und Amiga-Anwendern von anderen Peripheriegeräten wohl bekannt: der Preis. Das Dilemma besteht dabei auf zwei Ebenen. Zum einen ist hier die nur begrenzte Kompatibilität der unterschiedlichen Parallelschnittstellen zu beachten. Diese führt dazu, dass Amiga-Anwender die besonders preiswerten PC-Scanner für den Parallelport, die es fabrikneu inzwischen bereits für unter 90 DM gibt, fast ausnahmslos nicht verwenden können und statt dessen auf die regelmäßig um die 20-50% teureren SCSI-Varianten angewiesen sind. Zum anderen hat der harte Konkurrenzkampf im PC-Markt dazu geführt, dass dort jedem verkauften Scanner schon ab Werk die dazugehörige Software beigelegt wird. Amiga-Anwender müssen hingegen Treiber und Bearbeitungssoftware gesondert hinzukaufen, wofür sie nochmal eine knapp dreistellige Summe auf den Tisch legen dürfen. Auch mit "Bundles" aus Scannern und zugehöriger Amiga-Software, die so mancher Amiga-Vertriebshändler im Sortiment führt, macht man kein echtes Schnäppchen, da dort zwar die Treibersoftware im Vergleich zum sonst üblichen Verkaufspreis um ein paar Mark vergünstig ist, der Scanner selbst jedoch - auch dies leider amigaüblich - nach wie vor deutlich teurer ist als beim PC-Discounter. Beißt man also als Amiga-Anwender ohnehin in den sauren Apfel, wenn man seinem Rechner das Sehen beibringen möchte, kann man es auch gleich richtig machen - dafür empfiehlt sich der Umax Astra 1220S, das aktuelle Flaggschiff der Umax-Scannerflotte für den Heimgebrauch. Im PC-Versandhandel ist das Gerät für ca. 360 DM erhältlich, beim Amiga-Händler darf man nochmal 10-20 Mark drauflegen.

Hält man dann den giftgrünen Karton mit dem Scanner in Händen, fällt zunächst das verblüffend geringe Gewicht auf - der Umax 1220S ist ein Federgewicht. Und das, obwohl einiges an Zubehör mitgeliefert wird: Ein Netzkabel (inklusive Transformator) für den Stromanschluß, ein SCSI-Kabel für den Anschluß an eine externe SCSI-Buchse des Amigas (der natürlich zu diesem Behufe mit einem SCSI-Controller ausgestattet sein muss) und ein Terminator, um die SCSI-Kette an der zweiten SCSI-Buchse des Scanners korrekt zu beenden, sind die Zubehörteile, die man auch für den Betrieb des Astra 1220S am Amiga benötigt. Nicht viel anfangen wird man jedoch mit den anderen Beigaben können: Eine SCSI-Karte für PCs sowie ein reichhaltiges Softwareangebot für PCs und Macs, einschließlich Adobes "Photo Deluxe" und der OCR-Software "Ominpage LE". Eine ausführliche technische Dokumentation hingegen sucht man vergebens. Enthalten ist lediglich ein überdimensionales Faltblatt für einen schnellen Einstieg, auf dem in 14 Sprachen (Deutsch inklusive) der Anschluß des Scanners an den Computer und der Start der Treiberinstallation für einen PC oder Mac beschrieben wird. Diese für jede Situation zusätzlich mit einer entsprechenden Illustration versehene Anleitung richtet sich offenkundig an blutige Laien, selbst der Anschluß an die Steckdose ist in drei Zeilen (plus Grafik) beschrieben. Wer aber mehr wissen will als wie man den Scanner in Betrieb nimmt, wird nicht fündig werden. Bei einem Preis, für den man vier Parallelport-Scanner bekommen kann, hätte man hier mehr erwarten können und dürfen. Und die nächste Ernüchterung folgt auf den Fuß. Obwohl auf der Verpackung des Scanners groß die SCSI-II-Schnittstelle des Gerätes gefeiert wird, erfolgt der Anschluß an den SCSI-Controller über ein (für SCSI-I typisches) 25poliges Kabel. Besitzer eines SCSI-II-Controllers (wie z.B. des CyberSCSI-MK-II-Moduls von phase 5) stehen damit vor einem Problem, da dort der externe SCSI-Anschluß in Form einer 50poligen Buchse ausgestaltet ist. Um das Kabel des Umax-Scanners anschließen zu können, benötigt man also einen Adapter - und der ist auch nicht ganz billig: 40-50 DM kostet so ein Bauteil etwa bei der Firma hama (Adapter SCSI II-SCSI I, Produktnummer 41875). Ärgerlicherweise weist selbst ein doch eigentlich sehr kundenfreundlicher Amiga-Versandhändler wie Vesalia Computer nicht auf diese Notwendigkeit hin, so dass diese (behebbare) Inkompatibilität erst nach Erhalt der Bestellung festgestellt werden kann.

Mit Hilfe des genannten Adapters läßt sich der Astra 1220S dann aber problemlos am Amiga betreiben. Unter Umständen muss lediglich nach dem Anschluß einmal der SCSI-Bus auf neue Geräte hin überprüft werden, was z.B. bei dem CyberSCSI-Modul über die Funktion "Rescan" der dort mitgelieferten Software "UnitControl(2)" geschieht. Der Umax Astra 1220S ist, wie auch die meisten seiner aktuellen Konkurrenten, ein "One-Pass-Scanner". Er scannt also die Grafik in nur einem Durchgang ein - im Gegensatz zu den "Three-Pass-Scannern", die deren drei benötigen, weil sie die einzelnen Farbtöne (RGB) nur getrennt abtasten können. Dabei erreicht der Astra 1220S eine optische Auflösung von 600x1200 dpi und eine Farbtiefe von 36 Bit - was in seiner Preisklasse derzeit (noch) allemal dem technischen Stand der Dinge entspricht. Die Auflagefläche des Gerätes ist ein klein wenig größer als DIN A4, im Test schien es jedoch so, als werde der äußerste Rand der Fläche optisch nicht mehr ganz korrekt erfaßt. DIN A4-Vorlagen meistert der Scanner aber mühelos und in beeindruckender Qualität. Der dabei entstehende Geräuschpegel hält sich in akzeptablen Grenzen. Man merkt durchaus, dass ein technisches Gerät arbeitet - aber es stört auch nicht sonderlich. Die Geschwindigkeit ist ebenfalls mehr als nur akzeptabel, so dass der Umax Astra 1220S als leistungsfähiger Scanner zu überzeugen weiß. Der Teufel steckt auch hier jedoch im Detail, und zwar in diesem Fall in einem fehlenden Detail. Ärgerlicherweise besitzt der Scanner nämlich keinen Netzschalter, d.h. er ist, sofern der Transformator in der Steckdose steckt, immer angeschaltet und vebraucht demgemäß auch Strom. Für Werbeagenturen, Bildredaktionen und andere kommerziell Kunstschaffende mag das Sinn machen. Der Heimanwender wird jedoch selten so oft auf den Scanner zugreifen wie etwa auf ein CD-ROM-Laufwerk. Will man nicht sinnlos Strom verbrauchen, muss man den Scanner (max. 12 Watt) also stets manuell vom Netz nehmen, wenn man ihn nicht benötigt, und vice versa. Das mag zwar ganz im Sinne eines radikalen "Plug&Play"-Ansatzes sein, bei dem man das Gerät nur einmal anschließen muss und sich dann nie mehr um es zu kümmern braucht. Richtig anwenderfreundlich ist es aber, indem es dem Nutzer noch nicht einmal die Wahl läßt, ob er diesem Ansatz folgen möchte, nicht. Umweltfreundlich schon gar nicht.

Zusammenfassend läßt sich somit feststellen, dass der Umax Astra 1220S als Scanner rundum überzeugen kann. Nicht umsonst wurde er von der (PC-)Fachpresse mit Lobpreisungen und hervorragenden Testergebnissen nur so überhäuft (Platz 6 von 133 getesteten Scannern in der "PC-Welt" 5/99, Preis-Tip der "WIN"-Redaktion, Produkt des Jahres in der Wahl der Leser des "PC Magazin", Platz 2 von 28 getesteten Scannern in "PC Professionell" 1/99). Dem stehen jedoch durchaus nicht zu vernachlässigende Unzulänglichkeiten wie das Fehlen einer ausführlichen technischen Dokumentation oder in besonderem Maße auch der nicht vorhandene Netzschalter gegenüber. Angesichts des verhältnismäßig hohen Preises fallen diese Mankos besonders negativ ins Gewicht. Hinzu kommt aber etwas anders: im Prinzip braucht so gut wie niemand die besonderen Fähigkeiten dieses Scanners. Eine Auflösung von 600x1200 dpi ist für den Heimgebrauch mehr als nur übertrieben. Möchte man als Ergebnis des Scanvorgangs keine Grafiken erhalten, die mehrere tausend Pixel breit und hoch sind, so wird man in aller Regel mit einer Auflösung von 100x100 dpi bis maximal 200x200 dpi gut auskommen. Die optische Auslösung des Umax Astra 1220S, die zu seinen unbestreitbaren Stärken zählt, ist somit im täglichen Gebrauch wenig wert - das gilt erst recht für die in der Werbung angegebene durch Interpolation erreichbare maximale "Auflösung" (bei der es sich natürlich nicht um eine echte sondern lediglich um eine scheinbare Auflösung handelt) von 4800x4800 dpi. Vielmehr ist man als Normalverbraucher mit einem 300 dpi-Scanner mehr als ausreichend bedient. Und die gibt es auch in SCSI-Varianten für einen Bruchteil des Preises des Umax Astra 1220S. Reizvoll ist allerdings, das soll auf keinen Fall verschwiegen werden, die bei diesem Scanner bestehende Möglichkeit, einen Durchlichtaufsatz zu verwenden und somit Filme, Dias und andere transparente Vorlagen zu scannen. Hier könnte auch die hohe Auflösung sinnvoll genutzt werden. Das einzige Problem bei der Sache: der Aufsatz gehört nicht zum Standardlieferumfang sondern ist lediglich optional erhältlich - und der Anwender darf erneut in die Tasche greifen.

(c) 1999 by Andreas Neumann

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