Tests

"Mit großer Hoffnung und Erwartung schicke ich Dich auf diese Mission", hebt der Großinquisitor an, mit dröhnender Stimme, wie eine entfernte, grollende Gewitterwolke. "Wir haben etwas entdeckt, das wie ein nie entdeckter Teil vom Großen Untergrundreich erscheint. Ich hätte Grubald den Groben losgeschickt, aber er ist bereits beschäftigt. Genauso Matchlick der Mächtige. Also ist es an Dir."

"Was ist mit Linklaw dem Listigen?" fragst Du schüchtern.

"Bettlägerig. Ich fürchte, Du bist es und kein anderer. Eine einfache Suche allein, eine mit Spaß und Fröhlichkeit, Unheil und Belustigung, eine Spritztour, eine Exkursion, ein einfacher Ausflug. Du sollst lediglich ein bißchen was entdecken, Spaß haben und Neuigkeiten über das mitbringen, was dort liegt, vor langer Zeit für ungezählte Generationen begraben.

"Und Fretsham der Friese?" fragst Du hoffnungsvoll.

"Ein Verhängnis!" donnert der Inquisator. "Hier," sagt er mit langsam schwindender Geduld, "nimm das und sei guter Dinge.". Er drückt Dir zwei Gegenstände in die Hände: eine Blechlaterne fraglicher Qualität und ein Plastikschwert, weder antiquiert noch von Nutzen oder was auch immer.

"Aber was ist mit Kolchack dem --"

"Genug! Kolchack ist bereits anderweitig angestellt. Erinnere Dich, wer Dein Boß ist!" Er wartet kurz, als erwarte er eine Antwort. Dann, ohne Vorwarnung, beantwortet er selbst seine eigene Frage. "Ich! Ich bin Dein Boß! Nun hau' ab!"

Und damit läßt Du Dich ein auf

Zork: The Undiscovered Underground,

a text adventure prequel to Zork Grand Inquisitor.

Name : Zork: The Undiscovered Underground
Vertriebsform : Freeware
Genre : Textadventure
Fundort : http://www.lysator.liu.se/adventure/Infocom/
Version : Release 16 / Serial number 970828 / Inform v6.13 Library 6/2
Autor : Marc Blank, Mike Berlyn, programmed by Gerry Kevin Wilson

"Zork", "Trinity", "Planetfall" und "The Hitchhiker's Guide to the Galaxy - wer kennt sie nicht, die wahren Klassiker unter den Computerspielen, die Textadventures einer amerikanischen Firma namens Infocom? Okay, nur wenige kennen diese Spiele heute noch. Heutzutage scheint die Idee, ein Abenteuerspiel allein mit Hilfe von schlichten Textein- und -ausgaben zu spielen, angesichts der vorherrschenden, als Computerspiel verkleideten Grafikorgien hoffnungslos antiquiert zu sein. Genaugenommen muß dieses Spielprinzip schon seit fast zehn Jahren als veraltet gelten, denn zu diesem Zeitpunkt, im Jahre 1989, mußte das Softwarehaus Infocom seine Pforten schließen (vgl. AmigaGadget#6). Zuvor hatte Infocom das Spielprinzip der Textabenteuer zwar nicht erfunden, es aber als erste Firma so umgesetzt, dass darauf basierende Spiele erfolgreich verkauft werden konnten. Tatsächlich waren die Adventures stellenweise derart erfolgreich, dass sich Infocom mit Fug und Recht zu den größten Spielecompanies Amerikas zählen durfte. Dieser Erfolg beruhte wahrscheinlich vor allem auf den hervorragenden, teils spannenden, oft aber auch sehr komischen Texten der Infocom-Autoren. Einige von ihnen, wie Infocom-Gründer Dave Lebling oder Steve Meretzky (der noch heute in Abenteurer-Kreisen einen Ruf wie ein Donnerhall genießt) wurden gar in Literaturgesellschaften wie "Science Fiction Writers of America" aufgenommen. Andere nahmen den umgekehrten Weg und kamen von der Literatur zu Infocom, um sich dort an "interactive fiction" versuchen. Prominentes Beispiel hierfür ist Douglas Adams, der mit der interaktiven Fassung von "The Hitchhiker's Guide to the Galaxy" (zusammen mit S. Meretzky) das vermutlich erfolgreichste und bekannteste Textadventure aller Zeiten geschaffen hat.

Ausgangspunkt allen Erfolges von Infocom war allerdings die "Zork"-Trilogy. "Zork" war ein für damalige Verhältnisse ungemein komplexes Abenteuerspiel mit zig Orten, die es zu erforschen galt. Es wurde auf Großrechnern programmiert, Vorbild bei der Gestaltung war - natürlich - das allererste, ebenfalls auf Großrechnern erstellte Textabenteuer mit dem schlichten Titel "Adventure". Bei der Programmierung von "Zork" hingegen verfiel man auf einen genialen Einfall: Um nicht jedes Spiel für jeden Rechner komplett neu programmieren zu müssen, dachte man sich eine virtuelle Adventuremaschine aus, die Z-Machine. Implementiert wurde das Spiel dann nicht im Code des Rechners, sondern im Code der virtuellen Maschine, der "Zork Implementation Language" (ZIL). Infocom brauchte dann lediglich diese Maschine für einem Rechner zu programmieren und schon liefen alle Infocomspiele auf diesem Rechner. (Womit auch endgültig geklärt sein dürfte, woher die Leute von Sun die grundlegende Idee zu Java geklaut haben...) Dennoch war "Zork" für die damalige Rechner der Anwender schlichtweg zu groß, so daß es in drei Teile gegliedert wurde. "Zork I: The Great Underground Empire" (1982) war das erste Spiel, das Infocom auf den Markt brachte und es war gleich ein großer Erfolg. Später folgten dann "Zork II: The Wizzard of Frobozz" und schließlich "Zork III: The Dungeon Master", wobei jeweils der Schwierigkeitsgrad der Spiele anstieg.

Nach einer Reihe weiterer, zumeist erfolgreicher Spiele wurde die Konkurrenz durch die grafik-orientierten Spiele auf dem Markt immer größer. Infocom versuchte diesem Einhalt zu gebieten, indem es den ebenso alten wie erfolgreichen Titel "Zork" wieder aus der Abenteuerkiste holte und es, zunächst noch zaghaft, mit kleinen Erweiterungen in Richtung Grafik versah. Erster Versuch war 1986 "Beyond Zork - The Coconut of Quendor", das zwar nur wenig Grafik, dafür aber eine mit der Maus (!) anklickbare Karte enthielt. Später erschien dann, als einer der letzten Infocom-Titel, "Zork Zero - The Revenge of Megaboz", das sogar das ein oder andere Bilderrätsel enthielt.

Schließlich kam dann doch das Aus und das bekannte Unternehmen Activision kaufte die Firma Infocom auf, beziehungsweise, um korrekt zu sein: es erwarb den Namen Infocom und deren geschützten Titel. Und so verfiel denn nach einiger Zeit auch Activision auf den originellen Einfall, den "Mythos Zork" erneut zu beleben und in bare Münze umzusetzen. Es erschien dann mit "Return To Zork" genau eines jener Grafikorgien, von denen die Infocom-Autoren stets behauptet hatten, sie seien den phantasievollen, die "Bilder nicht auf dem Bildschirm sondern im Kopf" erzeugenden Textadventures prinzipiell unterlegen. Es folgten "Zork Nemesis" und schließlich 1997 "Zork - Der Großinquisitor".

Zum Erscheinen des "Großinquisitors" dachte sich Activision etwas besonderes aus und veröffentlichte das Textabenteuer "Zork: The Undiscovered Underground" zum kostenlosen Download. Geschrieben wurde es von den beiden Infocom-Veteranen Marc Blank (der schon beim Ur-Zork mitgemischt hatte) und Mike Berlyn. Programmiert wurde es allerdings von Gerry Kevin Wilson, sines Zeichens Herausgeber des Magazin der "Society for the Preservation of Adventure Games" (SPAG), das sich ausschließlich mit Textabenteuern beschäftigt. Interessant ist, dass zur Umsetzung keineswegs das ursprüngliche System von Infocom verwendet wurde, sondern "Inform", eines von mehreren neueren Programmierumgebungen für Textabenteur (im Aminet auch für Amiga erhältlich). Um "Zork: The Undiscovered Underground" spielen zu können, benötigt man einen Interpreter, der den Z-Machine Code in der Version 5 interpretieren kann, etwa "Frotz" (gleichfalls im Aminet vorhanden).

Man kann dann einige vergnügliche Stunden mit dieser Zork-Variante verbringen. Im wesentlichen geht es darum, einen größeren Höhlenkomplex zu erforschen, einige Rätsel zu lösen und dann wieder heil aus der Höhle zu kommen.

Wie bei den "Zork I-III" auch steht die Kommunikation mit anderen Charakteren im Spiel eher im Hintergrund. Witzigerweise trifft man allerdings im "Museum of Illusion" - neben anderen Fiuren aus der "Goldenen Zeitalter des Textabenteuers" (Zitat) - auf zwei Büsten von Marc Blanc und Mike Berlyn:

Marc's bust does a double-take. "Hmm," he hmms. "Not a bad-looking specimen, though back in the old days, they built `em tougher."

Und einen Augenblick später:

Mike's bust looks wistful. "Sigh," he sighs. "Oh for the olden, golden days of yore."

Eine für Infocom geradezu klassische Art der Selbstreferenz! Mehr soll an dieser Stelle jedoch nicht über die Inhalte verraten werden, um nicht den Spielspaß zu nehmen. Witzige Texte sowie Anspielungen auf die Geschichte von Infocom wird man im Laufe des Abenteuers allerdings noch einige finden. Originell ist auch die Punktevergabe: Nach einem Rang als "Graphics Adventurer" wird man zum "Real-Time Graphics Adventurer" befördert, um schließlich am Ende des Spiels ... aber auch das sollte man doch besser selbst herausfinden!

Das Spiel enthält einige teilweise recht schwere Rätsel. Daher vermag es einen recht lange zu beschäftigen, obwohl man den Umfang nicht gerade als komplex bezeichnen würde. Negativ fällt auf, dass man unterwegs ist, ohne ein "richtiges" Ziel vor Augen zu haben. Man wandert durch die Höhle und versucht im wesentlichen, durch Lösen der vielen kleineren Rätsel die maximale Punktzahl zu erreichen. Immerhin kann man den Autoren zugute halten, daß dies im Grunde auch schon bei den Ur-Zorks der Fall war, insofern blieben sich die Infocom-Autoren auch in dieser Hinsicht treu. Aber dafür ist das Spiel ja auch kostenlos.

Zum Schluß - und das ist dann auch wirklich das letzte, was hier über das Spiel verraten wird! - soll nicht unerwähnt bleiben, dass man im Laufe des Spiels immerhin die einmalige Gelegenheit erhält, einen echten Grue aus der Nähe zu sehen. Allein dies sollte auch für die erfahrenen Infocom-Veteranen Anreiz genug sein, einmal "Zork: The Undiscovered Underground" auszuprobieren!

Nachtrag: Bei einem Besuch auf der "Unoffical Infocom Homepage" (s.u.) fiel mir auf, dass man dort inzwischen offenbar auch die ersten drei Teile von "Zork" herunterladen kann. Wer will, kann sich also auch an den Original-Zorks versuchen.

(c) 1999 by Axel Sodtalbers

Quellen:

Der europäische mirror zur "unofficial Infocom homepage":
http://www.lysator.liu.se/adventure/Infocom/

Unmassen von Infos, Magazine, Software usw. hins. Textabenteuer:
ftp://ftp.gmd.de/if-archive/

Wie üblich hier noch der Originaltext des Starts von "Zork: The Undiscovered Underground":

"It is with great hope and expectation I send you on this mission," the Grand Inquisitor intones, his voice booming like distant, rumbling thunderheads. "We have discovered what appears to be a piece of the Great Underground Empire, never before explored. I would have sent Grubald the Bold, but he's busy. As is Matchlick the Mighty. So, 'tis you."

"What of Linklaw the Lucky?" you ask shyly.

"Laid up. I'm afraid 'tis you and none other. A simple, solo quest, one of fun and mirth, mischief and merriment, a jaunt, an excursion, a simple outing. Merely explore, enjoy yourself, and bring back news of what lies there, long-ago buried for countless ages."

"And Fretsham the Fortunate?" you ask hopefully.

"A fatality!" the Inquisitor booms. "Here," he says with evaporating patience, "take these and be of good cheer." He thrusts into your hands two things: a brass lantern of dubious quality; and a plastic sword of no antiquity or use whatsoever.

"But what of Kolchack the --"

"Enough! Kolchack is contracted. Remember, who is the boss of you!" He pauses briefly as if awaiting a reply. Then without warning, he answers his own question. "Me! I am the boss of you! Now begone!"

And with that, you embark on...

Zork: The Undiscovered Underground, a text adventure prequel to Zork Grand Inquisitor

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