Unter dem Vorwand, tschetschenische Terroristen zu verfolgen, bombadieren die russischen Streikräfte mit unglaublicher Brutalität die Orte in Tschetschenien. So wurden bei einem Raketenangriff auf den Marktplatz der Stadt Grosny mehr als 100 Menschen massakriert und über 200 weitere verletzt. Über dem Dorf Elistandji ließ die russische Armee 30 Bomben niedergehen und löschte das Leben vieler Kinder aus, die gerade auf dem Schulhof spielten. Bei diesem Angriff starben insgesamt auch wieder über fünfzig Menschen.
Auch diese Schandtat begründeten die russischen Machthaber mit der Jagd auf Terroristen. Dieser ganze Wahnsinn wird damit begründet, dass tschetschenische Terroristen angeblich für die gesprengten Häuser in Moskau verantwortlich sind. Seltsamerweise sind nach dem Einmarsch der russischen Armee in die, seit 1991 unabhängige, Kaukasusrepublik keine weiteren Mietskaserenen durch einen Anschlag zerstört worden. Da kommt der schreckliche Verdacht auf, dass diese Anschläge vom russischen Geheimdienst inszeniert wurden, um dem blassen Ministerpräsidenten Wladimir Putin einen Auftritt als starkem Mann zu verschaffen. Denn seitdem sich Putin als "harter Terroristenbekämpfer" profilieren konnte, würden ihm mehr als 20 Prozent der Russen bei der Präsidentenwahl ihre Stimme geben.
Und was macht die westliche Welt? Bisher ist von dieser Seite außer ein paar harmlosen Protestbriefchen nicht viel gekommen. Es wurde zwar beschlossen, dass die Truppen durch die KSZE überwacht werden, aber das ganze war mal wieder ein typischer Treppenwitz der Politik. Und auch unser Außenminister hat es nur geschafft, ein läppisches Briefchen zu schreiben, in dem er über seine Bestürzung schreibt und müde das Ende der Gewalt fordert. Dabei ist dieses Verhalten der russischen Regierung ein Fall für den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Auch müssen die internationalen Kredite sofort eingefroren werden, damit der Völkermord im Kaukasus nicht auch noch durch Weltbankkredite gefördert wird. Es kann doch nicht sein, dass hier für irgendwelche offensichtlichen Machtspielchen Menschen als Kanonenfutter missbraucht werden und daraus keine politischen Konsequenzen für die russischen Machthaber gezogen werden. Und auf der einen Seite hat ein großer Teil des russischen Volkes nicht genug zu essen, und auf der anderen Seite stopfen sich korrupte Machthaber die Taschen voll und die Armee schießt auf Menschen, die sie vor ein paar Jahren noch als "Brüder" bezeichnet haben.
Uwe Zemke für Amiga-Gadget