 
  
  Auf  einem  Flohmarkt  bot ein Händler
  Import-Spiele für verschiedene  Spielkonsolen an. Mein Blick blieb an einem
  amerikanischen  SNES-Modul mit Zusatz-Hardware  hängen, das als C64-Emulator
  bezeichnet wurde.
  100 Mark  wollte  der  Händler  dafür
  haben, worauf  ich  ihm vorhielt, dass
  man  einen  gebrauchten  C64 schon für
  ein Fünftel dieser Summe bekäme.
  Schließlich siegte aber meine Neugier,
  und  für  80 Mark wechselte das Paket
  seinen Besitzer.
  
Ein dünnes Heftchen enthält eine englische Anleitung und Dokumentation. Der Emulator wurde von John Dewey (Hardware) und Willard Quine (Programmierung) aus Huntington/Wichita entwickelt. Nintendo of America beantwortete mehrere Anfragen zu einem Verkauf von Sicherheitschips nicht, so dass der Bastler billige Original-Module ausschlachten musste.
So steckt das Modul auch in einem umetikettierten Nintendo-Gehäuse. An den Kontroller-Anschluss 1 kommt eine auf ein Brett geklebte Folientastatur. Die Logik zum Scannen der Tasten (ein Schieberegister und einen Parallel-Seriell-Wandler) findet man ohne Abdeckung auf der Unterseite des Bretts. Zwei Winkel dienen als Seitenstützen; im rechten sind zwei neunpolige Sub-D-Buchsen zum Anschluss von Joysticks oder eines Lichtgriffels eingelassen. Paddles und Analog-Maus werden nicht unterstützt.
Für den zweiten Kontroller-Anschluss gibt es ein Adapter-Kabel für Geräte mit seriellem IEC-Bus (Commodore-Floppy, Drucker).
Auf der Modul-Platine findet man ein 4 Megabit-Eprom, das neben dem Emulator-Kode auch den Inhalt der C64-Roms enthält.
Ein schmales 64KB-SRAM (Cache-Speicher) soll wohl als C64-Arbeitsspeicher dienen; ein batteriegepuffertes 8KB-SRAM speichert die Einstellungen der acht wählbaren Konfigurationen; ein Teil dient als C64-Farbspeicher (Low- und High-Nibble). Ein programmierter Logikchip (GAL) regelt den Zugriff auf die zuvor beschriebenen Chips; der Original-Sicherheitschip (CIC) sorgt dafür, dass die Konsole das Modul akzeptiert. (In europäischen Geräten funktioniert es nur mit Adapter!) Nach dem Einschalten erscheint ein Startbildschirm mit C64-Zeichensatz, wo man den Emulator starten, eine andere Konfiguration wählen oder editieren kann oder die Namen der Entwickler erfährt. Zur Auswahl dienen die Funktionstasten der Folientastatur. In den Konfigurationen läßt sich die Genauigkeit (und damit Schnelligkeit) der Emulation einstellen. In der gröbsten Stufe schafft der Emulator die Schleife
     FOR A=0 TO 999: PRINT A:NEXT
  
  in 25 Sekunden (Original:45).
Bei Grafik-Demos empfiehlt es sich, die Tonausgabe zu unterbinden, damit der Emulator die fingierten Raster-Interrupts korrekt bedienen kann. Glücklicherweise gibt es keine Probleme wegen Differenzen von NTSC- und PAL-Timing: Alle getesteten Schnellader funktionierten; sogar GEOS ließ sich starten (mit Joystick-Maus)- ohne Speichererweiterung ist die Arbeit damit jedoch trotz des schnelleren Prozessors nur etwas für Masochisten.
Das Heftchen sagt nichts über die Menge der produzierten Pakete; die Platine von meinem trug die Seriennummer 0104. Ein gutes Stück Arbeit, das wohl (leider) für die Katz' war! (Fotos im Ostermond-Heft von MUMPITZ.)
 
  
  SNES-Spiele  kosteten  meist  um  die
  hundert Mark, doch bei einigen war der
  Preis  gerechtfertigt,  enthielten sie
  doch  halbe Computer. Hier die Platine
  von  Yoshi's  Island. Links  unten der
  Sicherheitschip,  in  der  SMD-Version 18polig.
  Darüber das ROM. Der   achtpolige
  Chip  neben  der Lithium-Batterie
  ist  ein   Spannungswächter,der
  beim  Abschalten der Konsole  das
  32KB-SRAM(rechts davon)       auf
  Standby-Betrieb schaltet.
  In der Mitte der GSU-2-SP1,   ein
  RISC-Prozessor zur   Grafik-Berechnung,  für den  der
  21MHz-Takt   durch   mehrere   74HC04-Gatter in Kombination  mit  dem  Quarz
  (weiß)  am  rechten  Bildrand  erzeugt
  wird. Das  SRAM  dient  ihm  auch  als
  Arbeitsspeicher.
  
  Ein  Mumpitz-Leser   schenkte  mir die
  Platine  eines  Super-Nintendo-Spiels,
  das  nicht  startete.  Die Beschaltung
  des  16poligen  Chips  am  linken Rand
  erinnerte    mich    stark    an   den
  Sicherheitschip der NES-Konsole (siehe
  Mumpitz 44).  Ich vertauschte ihn mit
  dem eines NES-Moduls, doch erwartungsgemäß
  konnten  beide  Chips nicht mit
  ihren    Pendants   in   der   Konsole
  kommunizieren.
  Also  öffnete  ich  ein  anderes SNES-Modul.   Dort   trug   der   Chip  die
  Aufschrift  D413 (statt D411, was, wie
  ich später herausfand, die Kennung der
  US-Version  ist).  Mit diesem bestückt
  funktionierte das Modul.
  
Amerikanische Spiele passen schon wegen der anderen Gehäuseform nicht in die PAL-Konsolen. Mit einem Adapter kann man sie jedoch benutzen: In dessen A-Slot kommt ein europäisches Modul, das den Region Lockout Chip überlistet, in den B-Slot das Import-Modul.
Bei der Analyse diverser Spielmodule für das Atari 7800 stellte ich bald eine Korrelation zwischen den Typenbezeichnungen und der Größe der Roms fest:
| C300709 | = | 16KB, | 
| C300710 | = | 32KB, | 
| C300711 | = | 64KB, | 
| C300712 | = | 128KB. | 
 Als ich das Etikett mit der Aufschrift
  C300711-011A   vom   Speicherchip  des
  Moduls  Desert  Falcon  gepult  hatte,
  wurde  darunter  ein OTP-EPROM vom Typ
  27512  erkennbar.  Doch  Vorsicht! Das
  Modul  Crossbow  ist mit zwei C300709-Chips  bestückt, von denen das mit dem
  Banking-Register verbundene 128KB Kode
  und Grafik enthält.
  Als ich das Etikett mit der Aufschrift
  C300711-011A   vom   Speicherchip  des
  Moduls  Desert  Falcon  gepult  hatte,
  wurde  darunter  ein OTP-EPROM vom Typ
  27512  erkennbar.  Doch  Vorsicht! Das
  Modul  Crossbow  ist mit zwei C300709-Chips  bestückt, von denen das mit dem
  Banking-Register verbundene 128KB Kode
  und Grafik enthält.
  
  Rechts  das   Schaltbild   der  128KB-Platine.  Recht  raffiniert  wird  der
  ROM-Inhalt auf einen Adressbereich von
  48KB  verteilt.  Segment 7  erscheint
  stets  im  Bereich  $C000-$FFFF;  auf
  Segment 6 kann auch im Bereich $4000-$7FFF    zugegriffen    werden.    Das
  Bankauswahlregister  kann  im  Bereich
  von $8000-$BFFF beschrieben werden; in
  diesem Bereich sind alle acht Segmente
  (0-7) lesbar.
  
  
Im ROM von Planet Smashers fand ich die Androhung einer Fortsetzung. Der Autor verlegte sich dann aber offenbar auf's Drehbuchschreiben für Fernsehserien, die die populäre Paranaoia der Amis bezüglich einer Unterwanderung durch finstere Mächte bedienen. (Gegen Schreibfehler gibt es ja Programme.)
                                       PLAN B
         **** Congratulations Star Warrior! ***
  You have succeeded in repelling the alien war machine and have destroyed
  their ultimate weapon.  Due to your fighting skills and bravery, the Earth
  withstood the invaders and the nations of the planet, united by war, set forth
  to end the chaos the aliens had created. As the signals began to fade from the
  alien's home world, however, a strange pod floated into the Earth's atmosphere.
  Unknown to the Earth Defense League, the aliens had deposited many of these pods
  before exploding on the powerful shields that circled the planet.
  These devices slowly floated towards the Earth before depositing their
  contents on the surface of the planet. Each pod contained the contents of the
  alien's second plan of attack...
  Out of the pods came the alien warriors themselves -hideous creatures that
  quickly found human host bodies and melded with them, disappearing into our
  society and secretly taking important positions within the Earth military.
  Using special devices from their home world, the aliens set out to brainwash
  the human population into subservience. If they could not destroy this planet
  with their warships, they would eliminate it from within!
  With the alien-infested humans hiding throughout the world, increasing the
  numbers of their brainwashed slaves, the military will call on you once again
  to save humanity and destroy the space creatures once and for all...
  COMING SOON FOR YOUR ATARI 7800
  PLANET SMASHERS.....
  Programmed by:James V. Zalewski
  DATAFAST COMPUTER SERVICES 1989
  Because you were unable to stop the invading alien hordes, the Earth has
  been subjected to total annihilation.
  
  
  Ein Asozialer hatte seinen Laserjet am
  Straßenrand    entsorgt;   mit   einem
  Kreuzschlitzschraubendreher  und einigen  Handgriffen  sicherte ich mir die
  Steuerelektronik  und  die Bedien-Einheit.  Auf  den Platinen entdeckte ich
  mind. fünf  Microcomputer und -prozessoren,  so  auch  einen 16MHz-MC68000.
  Interessant  war  die  Beschaltung der
  alphanumerischen   Flüssigkristall-Anzeige.
  In  deren Datenblättern heißt es, dass
  man vor einem Schreibzugriff stets das
  Busy-Flag  des Status-Registers testen
  solle.  Die   Schreib-/Leseleitung des
  Moduls war jedoch auf Masse gelegt und
  wegen  vorgeschalteter  invertierender
  Schmitt-Trigger  (zur Aufbereitung der
  über  lange  Kabel  geführten Signale)
  ließen  sich  die  Register  des  LCD-Kontrollers   nur   beschreiben.   Bei
  ausreichend  großen  Wartezeiten  kann
  man  also  offenbar  auf  die  Bereitschafts-Überprüfung verzichten.
  (Mit  entsprechendem  Interface lassen
  sich  solche  Module  auch unter BASIC
  auf Heimrechnern ansteuern.)
  
Nintendo hat offenbar seine Lager ausgemistet. Bei Karstadt wurde das More Fun Set 2 (SNES mit Super-Gameboy) jetzt für 69,95 DM angeboten; billiger kriegt man die Sachen wohl nur beim Hehler.
  Nach  einjähriger  Pause  erschien  am
  20.2.2000   die   KILLER-DRIVE 64 #10,
  diesmal nur einseitig.  In  einem Beitrag  für  dieses C64-Diskmag plädiert
  Ex-Mumpitz-Leser  Mathes Alberto   für
  eine   Rückkehr  zum   Magnetband  als
  Speichermedium.
  Die  KD  gibt's bei [auf Wunsch nachträglich entfernt, 15.2.2009].
  
Die große historische Stärke der Deutschen ist auch ihre Schwäche: Genauigkeit bis zur Perfektion. Nicht Qualität zählt vorrangig, Geschwindigkeit ist es. Die Gleichung sieht etwa so aus: 20 Prozent weniger Pedanterie, 5 Prozent weniger Qualität, dafür 25 Prozent mehr Geschwindigkeit - dann werde ich die Internet-Wirtschaft hier nächstes Jahr um diese Zeit nicht mehr wiedererkennen.
Die Papierausgabe von Mumpitz gibt es bei Hans-Christof Tuchen, Lotzestr. 10, 12205 Berlin.
  Mumpitz-Homepage:
  www.schaffi.de/mumpitz